Knall auf Fall
eine Bonus-Kurzgeschichte von Mr. Wichtig
Kapitel eins
Chris
Einem Mann gleich die Nase zu brechen, war nicht gerade die Art und Weise, wie ich ihm sagen wollte, dass ich mich in ihn verknallt hatte.
Aber in meinem Eifer, Reagan Wellbridge bei Thatcher Penningtons eigensinnigem Sohn zu unterstützen, hatte ich die Tür zur Honeybridge Taverne schwungvoll aufgestoßen, und plötzlich lag mir McGee – der schöne, charismatische, muskulöse, verdammt sexy McGee, Thatchers loyaler Angestellter und das Objekt all meiner heißesten geheimen Fantasien – zu Füßen … nur eben nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Er fiel wie ein Stein zu Boden und griff mit einer tätowierten Hand nach seiner Nase und mit der anderen nach seiner verletzten Stirn. Blut strömte ihm zwischen seinen Fingern hervor, und ich geriet in Panik.
Der Mann wirkte auf mich schon immer ein wenig einschüchternd. Er war groß gewachsen und muskulös, während ich … nichts dergleichen war. Lange Zeit hatte ich sogar angenommen, er sei auch ein Bodyguard, da er den wohlhabenden Thatcher ständig begleitete, egal wohin dieser auch ging. Erst als sie kürzlich zusammen eine Geschäftsreise unternommen hatten, wurde mir klar, dass er eher so etwas wie ein Fahrer und persönlicher Assistent war, der bereit und in der Lage war, seinem Boss zu helfen, wo immer es nötig war. Ich hatte auch aus der Ferne mitbekommen, dass er richtig lustig und meist freundlich war.
Jetzt machte mich der Mann allerdings aus einem ganz anderen Grund nervös.
Ich kniete mich hin, um ihm irgendwie zu helfen, und vergaß dabei für einen Moment, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wie man jemandem in einer solchen Situation hilft. „Es tut mir so leid …“ Ich wedelte mit einer Hand in Richtung seines Gesichts. „Oh, verdammter Mist, oh, Scheiße. Ich habe das nicht gewollt.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und versuchte, seinen Kopf zu mir zu drehen, damit ich den von mir angerichteten Schaden besser in Augenschein nehmen konnte.
McGee schützte sein Gesicht mit seiner großen Hand vor meinem übereifrigen Gefummel. „Alles gut. Ist ja alles gut. Beruhige dich“, murmelte er mit gedämpfter Stimme. Mit seiner freien Hand ergriff er dann einfach mein Handgelenk und hielt es fest.
Leider hatte dies den gegenteiligen Effekt, den er wahrscheinlich damit beabsichtigt hatte. Mein Gehirn setzte unverzüglich aus, sobald seine warme, schwielige Hand mein nacktes Handgelenk berührte, und ich begann sogar leicht zu hyperventilieren.
McGee redete mit mir. McGee berührte mich!
Jemand ging in die Taverne hinein, um Hilfe zu organisieren, während ich weiterhin den nutzlosesten Erste-Hilfe-Versuch in der Geschichte der Ersthelfer unternahm … dieses Mal mit nur noch einer Hand. Nach wenigen Sekunden hatte McGee Erbarmen mit mir und reichte mir ein ausgeblichenes Bandana-Tuch aus seiner Gesäßtasche. „Halt das.“
„Ja! Richtig. Stoff. Gut.“ Ich nahm es und drückte es ihm dann etwas zu enthusiastisch auf seine immer noch blutende Nase. Währenddessen echoten meine eigenen Worte in meinem Gehirn umher wie eine peinliche Endlosschleife meiner eigenen Dummheit. „Oh, Gott“, stöhnte ich. „Tut mir wirklich leid.“
Trotz der Schmerzen, die er mit Sicherheit haben musste, blitzten McGees Augen hinter dem roten Stoff beinahe vergnügt. „Schon -kay.“
Ich stammelte sofort weitere Entschuldigungen. „Oh, Gott. Jetzt kannst du nicht einmal mehr richtig reden! Ist dein Mund auch verletzt? Ich habe lediglich versucht, Reagan zu helfen, ich habe die Tür geöffnet, und dann …“, ich gestikulierte um mich herum, „dann standest plötzlich du da.“
McGee schob das Stofftuch beiseite, damit er besser antworten konnte. „Ich sagte, schon okay. Hör endlich auf, hier so auszuflippen. Mir geht es gut. Wirklich.“
„Aber du wirst genau hier einen blauen Fleck bekommen.“ Ich lehnte mich näher an ihn heran, bis mein Knie gegen seine Hüfte stieß, und beugte mich dann zu ihm hinunter, um seine Stirn zu untersuchen. Ich strich mit meinem Daumen sanft darüber. „Und erst deine arme Nase … habe ich sie dir gebrochen?“ Mit dem Bandana versuchte ich, das Blut von ihm abzuwischen. „Gott, es tut mir so leid“, wiederholte ich.
„Es ist wirklich okay. Entspann dich endlich. Das war ein Unfall“, sagte er leise.
Seine Augen trafen meine, und aus dieser Nähe konnte ich mehrere kleine Narben sehen, die mir vorher noch nie an ihm aufgefallen waren. Zwei befanden sich an seiner linken Augenbraue – die gepiercte – und eine weitere zeigte sich am Rand seines Kinns.
Reagan kam mit einem Beutel Eis und einem sauberen Handtuch wieder nach draußen und riss mich aus der seltsamen Trance, in die ich auf einmal geraten war. Ich nahm ihm alles aus der Hand und ließ das Stofftuch einfach auf den Boden fallen, da ich jetzt das saubere Handtuch für McGees Gesicht verwenden konnte.
„Die Blutung verlangsamt sich … denke ich? Hoffentlich schwillt nichts an. Oh, Gott, wenn die Nase gebrochen ist, bedeutet das dann, dass du auch ein blaues Auge bekommst?“
McGees große Hand stabilisierte meinen unteren Rücken und verhinderte dadurch, dass ich nicht umfiel, als ich mich zu ihm vorbeugte, um den Eisbeutel besser in Position zu halten. „Das erste Mal“, philosophierte er, „ist immer am schlimmsten.“
Selbst mit blutender Nase klang seine Stimme immer noch tief und warm, wie dickflüssige Schokoladensauce, die gerade über das beste Eis der ganzen Welt gegossen wurde. Ich stieß einen langen Atemzug aus und versuchte, alle Muskeln, die sich in meinem Körper verkrampft hatten, wieder zu lockern. „Ich fühle mich wie ein richtiges Arschloch. Erst Wichita und jetzt auch noch das hier.“
McGees Brust zog sich vor leisem Lachen zusammen, und seine Augen blitzten wieder amüsiert. Er nahm vorsichtig den Eisbeutel von seinem Gesicht, seine Hand ruhte dabei warm und fest auf meiner. „Wichita war auch ein Unfall.“
Ich schloss meine Augen und versuchte, meine aufsteigende Scham zu verbergen. „Ich hatte dir deinen Mantel gestohlen. Und … du trägst wahrscheinlich etwa dreißig Kilo mehr Muskeln mit dir herum und bist bestimmt zehn Zentimeter größer als ich. Wie konnte ich deinen Mantel nur mit meinem verwechseln?“
„Fünfzehn Zentimeter“, korrigierte er mich. „Und jedem hätte dieser Fehler passieren können. Die Mäntel hatten dieselbe Farbe. Außerdem, es ist doch nichts Schlimmes passiert. Du hast gemerkt, dass du den falschen Mantel hast, und wir haben einfach zurückgetauscht, bevor wir gegangen sind.“
Ich saß immer noch dicht neben ihm auf dem Bürgersteig, und zwar so dicht, dass er seinen Arm um mich gelegt hatte und ich schon halb auf seinem Schoß lag. Sobald ich das merkte, bewegte ich mich zurück, stand dann auf und entschuldigte mich noch einmal bei ihm. „Ich bin eben wie ein zu heiß gelaufener Motor.“
McGee stand langsam auf und berührte seine Nase, um sicherzugehen, dass die Blutung inzwischen gestoppt war. Seine Stimme erklang so leise, dass ich seine Worte beinahe nicht verstand. „Betonung auf heiß.“
Ich blinzelte ihn irritiert an, aber bevor ich ihn noch bitten konnte, das zu wiederholen – wozu ich sowieso nie den Mut gehabt hätte –, lenkte sein Boss seine Aufmerksamkeit von mir ab. Es war klar, dass sein Boss jetzt wegwollte, und da McGee sein Fahrer war, bedeutete das auch, dass ich mich von diesem großen, tätowierten Gott verabschieden musste, den ich versehentlich beschädigt hatte.
McGee wandte sich mit einem letzten Blick über die Schulter wieder mir zu. „Wir sehen uns bestimmt bald wieder.“ Ich konnte nicht einschätzen, ob das eine allgemeine Feststellung oder eine Frage war. Wie auch immer, ich war mir trotzdem nicht sicher, wie ich darauf antworten sollte, also gab ich ihm eine meiner typisch spontanen Antworten.
„Ich?“, fragte ich dümmlich.
Seine Lippen verzogen sich zu einem sehr verschmitzten Grinsen. „Oh, ja. Auf jeden Fall meinte ich dich. Pass auf dich auf, Süßer. Und keine Unfälle mehr, okay?“
„Äh. Oh. Okay. Gut aufpassen.“ Meine Worte wirbelten in meinem Kopf in einem völligen Chaos durcheinander, also versuchte ich, sie zu einem anständigen Satz zu ordnen. „Reise! Dir … Glück! Sicherheit. Fahrt. Glück. Oh, mein Gott! Tschüss. Gott, tschüss. Gut … Gott.“
Als mein Wortsalat in der eisigen Luft von Maine verklungen war, drang McGees warmes Lachen zu mir herüber wie eine kuschelige Decke, die sich fest um meine Schultern legte.
Wie ein Geschenk.
Später am Abend, in der Privatsphäre meines winzigen, billigen Hotelzimmers nur zwei Städte von Honeybridge entfernt, gestand ich meinem Bruder die ganze peinliche Situation.
Robbies Lachen klang nicht annähernd so herzlich. Vielmehr war es geprägt von dreißig Jahren an zu viel Information, unaufhörlichen, aber gutmütigen Sticheleien und dem Wissen, das ein Bruder über den anderen hatte.
„Das klingt danach, dass er dich auch mag. Warum fragst du ihn nicht einfach, ob er mal mit dir ausgehen würde?“, fragte er mich, als er endlich lange genug aufhörte zu lachen, um diese Worte verständlich herauszubekommen. „Du kennst den Kerl doch schon seit einem Jahr …“
„Kann man denn sagen, dass ich ihn schon seit einem Jahr kenne?“, fragte ich. „Wohl eher, dass ich ihn vor einem Jahr zum ersten Mal getroffen habe und es seitdem lediglich geschafft habe, ein paar unzusammenhängende Worte in seine Richtung zu stottern. Dass ich ihn seitdem ein paar weitere Male gesehen habe, heißt nicht, dass ich ihn kenne, sondern das ist nur ein Zeichen dafür, dass das Schicksal es auf mich abgesehen hat.“ Ich schloss die Augen und versank in die durchgelegene Kuhle in der Mitte der Matratze. „Wenn ich ihn um ein Date bitten würde, dann wäre das etwa so, als wenn du Brooke Grayson um ein Date fragen würdest.“
„Brooke Grayson kann meinetwegen mit einem Hemsworth ausgehen“, murmelte Robbie. „Sie ist einfach eine Nummer zu groß für mich.“
„Und Thomas McGee ist ein Hemsworth, oder zumindest nahe genug dran. Viel, viel zu weit weg aus meiner Liga.“ Ich atmete tief durch. „Ich mit ihm ist ein reines Fantasieprodukt.“
Wir schwiegen einen kurzen Moment einvernehmlich, während wir uns beide unseren Fantasien hingaben. Ich hatte mehrere Erinnerungen von McGee abgespeichert, aber eine meiner Lieblingserinnerungen war von dem Zeitpunkt, als ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte, in verschwitzter Laufkleidung im Central Park.
Schließlich seufzte Robbie und riss mich aus meiner Tagträumerei. „Was ist denn das Schlimmste, was passieren könnte, wenn du ihm wenigstens einen Blowjob anbietest? Welcher Kerl würde dazu schon Nein sagen? Verdammt, ich würde jede Chance auf nur fünf Minuten allein mit Brooke Grayson ergreifen, aber Mädchen sind eben nicht wie Jungs gestrickt. Die stehen nicht so auf solche unmissverständlichen Abschleppsprüche.‘
„Manche schon“, erwiderte ich. „Und manche Typen stehen auch nicht auf One-Night-Stands.“ Aber ich zwang mich, dennoch darüber nachzudenken, was er da gerade gesagt hatte, und stellte mir vor, wie ich McGee anbot, ihm seinen vermutlich großen und perfekten Schwanz zu lutschen.
Allein der Gedanke daran ließ mich in meiner Kuhle in diesem Hotelbett zusammenzucken.
„Was kann denn schlimmstenfalls passieren?“, wiederholte ich zu mir selbst.
Zum einen kannte ich McGee nur deswegen, weil ich Reporter war und seinen Boss interviewt hatte. Ihm einen Blowjob anzubieten, wäre wahrscheinlich unprofessionell oder so.
Aber was eigentlich noch wichtiger war: Der Mann war selbst für ein unverbindliches sexuelles Abenteuer wie einen schnellen Blowjob immer noch viel zu weit außerhalb meiner eigenen Liga. Angenommen, ich würde jemals den Mut aufbringen, ihm so etwas vorschlagen zu wollen – was äußerst unwahrscheinlich war, da ich ohnehin nur zu fünfzig Prozent in der Lage war, irgendwelche Worte herauszubekommen, wenn McGee sich in der Nähe befand, da meine Zunge dann viel zu sehr damit beschäftigt war, sinnlos herumzusabbern, anstatt irgendetwas Nützliches zu tun, wie zum Beispiel einen ganzen Satz geradeheraus zu sagen. Selbst wenn ich ihm also so ein Angebot unterbreiten würde, wäre die Wahrscheinlichkeit dennoch ausgesprochen hoch, dass er mir einfach ins Gesicht lachen würde.
Ich wusste nicht, was das Schlimmste war, was passieren konnte, und ich wollte es auch nicht wirklich herausfinden.
Aber dann, nur weniger als eine Woche später … war genau das der Fall.
❖
Kapitel zwei
McGee
Ich hatte schon seit einigen Monaten von diesem Reporter geträumt, seitdem er Thatcher im letzten Sommer auf einer Bank im Central Park interviewt hatte. Chris war auf der Suche nach ein paar Aufhängern für einen Artikel gewesen, den er über Branchentrends in der Textilindustrie für Sport- und Fitnessbekleidung schreiben wollte, und Thatcher hatte zugestimmt, ihm am Ende seiner Joggingrunde fünfzehn Minuten seiner Zeit zu schenken.
Chris war ganz schön aufgeregt, als Thatcher und ich am Ende einer Sprinteinlage lachend bei ihm auftauchten. Er hatte das gesamte fünfzehnminütige Interview mit tiefroten Wangen absolviert, was meinen Puls weiterhin fast so hochgehalten hatte, wie er am Ende unseres Sprints gewesen war.
Sobald Thatcher ihm seine Fragen beantwortet hatte, eilte er davon und murmelte verlegen, dass er irgendwo hinmüsste, um irgendetwas zu erledigen. Einige Meter weiter auf dem Gehweg stolperte er sogar und hätte beinahe eine Mutter mit Kinderwagen vom Gehweg geschubst. Sein anschließendes Gestammel von Entschuldigungen und sein Gestikulieren mit der Hand hatte in meiner Brust ein befremdliches Ziehen verursacht.
Der Mann war verdammt tollpatschig, aber aus irgendeinem Grund machte mich seine Unbeholfenheit an. Das und seine großen, intelligenten Augen, sein perfekt runder kleiner Arsch und sein kleiner, geschmeidiger Körper, den ich praktisch in einer Hand halten konnte.
Seitdem war ich wie besessen von ihm.
Ich hatte jeden Artikel von ihm gelesen, den er je geschrieben hatte, und seine Online-Biografie praktisch auswendig gelernt. Aber da ich ihn nur durch Thatchers (und Chris‘) Arbeit kennengelernt hatte, redete ich mir selbst ein, dass ich mit diesem Mann auf gar keinen Fall flirten würde. Ganz zu schweigen davon, dass ich nach zu vielen herben Enttäuschungen beschlossen hatte, erst einmal eine Auszeit von festen Beziehungsdingen zu nehmen.
Aber als sich mir auf dieser Veranstaltung in Wichita die günstige Gelegenheit bot, Chris für ein paar Minuten allein zu erwischen, gingen alle meine guten Vorsätze über Bord, und ich hatte ohne zu zögern zugegriffen.
Ich hatte bemerkt, dass unsere Mäntel fast die gleiche Farbe hatten, also hatte ich sie einfach schnell vertauscht, als er gerade nicht hinsah, nur um ihn später dann aufsuchen zu können und ohne meinen Boss zu erwischen. Mein Plan war zwar verdammt lahm … aber dennoch effektiv.
Er war einfach hinreißend aufgeregt und entschuldigte sich unentwegt bei mir. Ich hatte erst noch versucht, ihm zu erklären, dass diese Verwechslung meine Schuld gewesen war, aber er hatte sich strikt geweigert, das zu akzeptieren. Das war das erste Mal, als mir klar wurde, dass Chris Acton nur in meiner Gegenwart nervös wurde. Bei allen anderen war er stets freundlich und selbstbewusst, professionell und charmant.
Bei mir verhielt er sich wie eine wandelnde Katastrophe.
Erst durch diesen Vorfall vor der Taverne in Honeybridge wurde mir klar, was seine Tollpatschigkeit mir gegenüber auch noch bedeuten könnte.
War es möglich, dass Chris Acton in meiner Gegenwart deshalb nervös war, weil er auf mich stand? Wenn ja, dann war mir das hundertprozentig recht. Oder war er durch meine Körpergröße eingeschüchtert? Oder war es vielleicht etwas ganz anderes?
Ich hätte ihn am liebsten sofort gefragt, ob er mal mit mir ausgehen würde, nachdem er mir die Tür vor die Nase geknallt hatte, um die Situation zwischen uns auf der Stelle zu klären, aber Thatcher war ziemlich verärgert und musste schnellstmöglich von dem Blödsinn, den sein Sohn schon wieder angezettelt hatte, wegkommen. Also hatte ich Chris stattdessen gesagt, dass ich ihn bald wieder sehen würde, und der Mann stammelte daraufhin den lächerlichsten Unsinn als Antwort, den ich je gehört hatte.
Es war für mich nicht wirklich überraschend, dass ich ihn jetzt nur noch mehr begehrte.
Und als ich mitbekam, dass er nicht vorhatte, einen Artikel über Brantleighs betrunkenen Ausraster zu schreiben, war ich Knall auf Fall völlig hin und weg von ihm. Chris war nicht nur attraktiv, intelligent und unbeholfen, wenn er verknallt war, er war zusätzlich auch noch ein guter Mensch.
Als Thatcher also mit seiner Idee an mich herantrat, ein Interview mit einem Reporter zu führen, nicht nur, um diesen Nova-Davidson-Eklat ein für alle Mal zu beerdigen, sondern auch, um eine öffentliche Erklärung bezüglich Reagan abzugeben, hatte ich sehr gehofft, dass er Chris dafür auswählen würde. Vielleicht hatte ich sogar irgendwie angedeutet – natürlich auf eine völlig subtile Art und Weise –, dass dies eine gute Gelegenheit wäre, sich bei Chris dafür zu revanchieren, dass er uns einen Gefallen getan und den Ausraster seines Sohnes nicht journalistisch ausgeschlachtet hatte.
Als Thatcher dem zustimmte, ging ich sogar noch einen Schritt weiter und bestand darauf, dass ich Chris persönlich vom Flughafen in Madison abholen würde, wenn er zum Interview einflog. Ich hatte mich sehr auf die Möglichkeit gefreut, endlich mal mit ihm unter vier Augen reden zu können.
Ich hatte allerdings nicht mit seinem Filmteam gerechnet.
Erstaunlich nervös schritt ich durch den Bereich der Gepäckausgabe. Ich selbst hatte Thatcher mal daran erinnert, dass ich immerhin ein Kämpfer war, schon immer gewesen war, sogar noch bevor ich anfing, an Mixed-Martial-Arts-Wettkämpfen teilzunehmen. Es gab wirklich nicht viel, was mir im Leben Angst machte. Aber dieser Mann – dieser kluge, nette und aufrichtig gute Mann – machte mir mein Leben schwer.
Als ich ihn sah, wie er selbstbewusst durch das Terminal schritt, war ich vielleicht doch ein bisschen zu sehr aufgeregt.
„Hallo, Süßer“, begrüßte ich ihn und spürte, wie sich mein Gesicht unwillkürlich zu einem breiten Grinsen verzog. „Schön, dich so schnell wiederzusehen.“
Sein Gesicht färbte sich auf der Stelle köstlich rosa. „Äh, hi. Hey. Du.“ Ich nutzte diese günstige Gelegenheit und beugte mich zu ihm vor, um ihn auf die Wange zu küssen, damit ich ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. „Ich habe mich gefragt, ob du nach dem Interview wohl Lust auf ein Abendessen hast.“
Seine Hand wanderte nach oben und ergriff die Vorderseite meines Mantels. „Oh, hey. Ja, äh. Ja. Ich habe mich irgendwie … ähm … das Gleiche gefragt. Ich meine, eigentlich nicht ein Abendessen.“ Seine Augen weiteten sich. „Also nicht, nicht Abendessen, verstehst du? Abendessen klingt auch gut. Aber ich dachte, du würdest vielleicht gern einen Blowjob von mir bekommen?“
Seine Augen weiteten sich noch mehr, bis das Weiße so deutlich wie in einem Horrorfilm hervortrat. Die Worte waren aus seinem Mund heraus, bevor er es verhindern konnte, aber ich konnte sehen, dass er das eigentlich nicht so hatte sagen wollen, oder vielleicht doch … und es dann sofort bereut hatte. Sein Gesicht verfärbte sich von einem bezaubernden Rosa zu einem tiefen Rot, als er sich wieder daran zu erinnern schien, dass es da noch andere Menschen in unserer Nähe gab.
„Oh, Gott“, flüsterte er und blickte sich zu seinen Mitreisenden um. „Ich habe nicht … es ist nur …“
Ich packte ihn und zog ihn eng an meine Brust, schlang meine Arme fest um ihn und versuchte, so gut es ging, nicht laut loszulachen. „Entschuldige dich niemals dafür, dass du mir sagst, was du wirklich willst, Chris. Ich bin dabei. Abendessen oder … was auch immer du willst.“
Er gab ein ersticktes Zischgeräusch von sich, bevor er sich zurückzog und einen irritierten Blick auf den Mann und die Frau warf, die seltsamerweise sehr dicht neben uns standen, als ob sie unser Gespräch belauschen wollten. Wie unhöflich.
„Äh … McGee? Das …“ Er schluckte. „Das sind Samantha Killian und Malek Owen. Mein technisches Team.“
Er gestikulierte mit einer blassen Hand vage in ihre Richtung. Sein Gesicht war zu diesem Zeitpunkt völlig farblos und er sah sogar richtig unglücklich aus.
„Dein technisches Team?“, wiederholte ich und erkannte dann, warum er auf einmal so blass geworden war. „Schön, euch kennenzulernen. Und … ich möchte mich für mein unprofessionelles Verhalten hier entschuldigen. Ich hatte keine Ahnung, dass Chris mit Kollegen unterwegs ist.“
Beide sahen sowohl beschämt als auch amüsiert aus. Malek sagte: „Klingt, als hätte er es auch für einen Moment vergessen. Aber das geht schon in Ordnung. Gut zu wissen, dass Chris immer noch ein Mensch ist.“
Chris funkelte den Kerl mit den Augen an. „Natürlich bin ich ein Mensch.“
Malek klopfte Chris versöhnlich auf die Schulter. „Ich meinte nur, dass du immer so engagiert bei der Arbeit bist, dass es manchmal schwer zu glauben ist, dass du auch ein Leben außerhalb des Jobs führst. Mach dir deswegen keine Sorgen, Mann.“
Samantha kicherte hinter ihrer vorgehaltenen Hand. „Tut mir leid, ich … es ist wirklich in Ordnung. Und ich stimme Malek irgendwie zu. Wir hatten wirklich keine Ahnung, dass du einen Freund hast.“ Sie warf mir einen verschmitzten Blick zu, als würde sie gerade beurteilen, wie gut ihr Kollege abgeschnitten hatte.
Chris atmete geräuschvoll ein. „Oh, nein. Nicht mein Freund. Nicht einmal annähernd. Ähm, ist er nicht. McGee ist … McGee ist …“
Ich legte meine Hand in seinen Nacken und drückte sanft zu, aber sobald ich merkte, dass meine Geste nur noch mehr Spannung in seinem Körper erzeugte, ließ ich los. „Nur ganz normale Freunde. Er hatte ja keine Ahnung, dass ich mir mehr von ihm erhofft habe. Bitte nehmt ihm das nicht übel.“
Chris starrte mich verwirrt an.
Glücklicherweise tauchte in diesem Moment Samanthas Tasche auf dem Gepäckband auf und lenkte alle genug ab, um diesen peinlichen Moment zu beenden. Ich hatte in den letzten Wochen genug Zeit mit Reagan Wellbridge verbracht, um von ihm ein paar Tricks gelernt zu haben, wie man eine lockere Unterhaltung mit Fremden am Laufen hält. Sobald wir uns also auf den Weg in Richtung Auto machten, begann ich einen lockeren Smalltalk mit ihnen über ihren Flug, die neuesten Fußballergebnisse, den trügerisch sonnigen Himmel und verschiedene andere bedeutungslose Themen.
Als wir im Hotel ankamen, ignorierte mich Chris, als hätte er einen Master-Abschluss in dieser Disziplin. Ich fühlte eine verwirrende Mischung aus Enttäuschung und Neugier in mir aufsteigen. Ignorierte er mich jetzt, weil ich seinem beruflichen Ruf gerade irreparablen Schaden zugefügt hatte, oder versuchte er einfach, sich hier auf seinen Job zu konzentrieren?
Ich wusste, dass er seine Karriere sehr ernst nahm. Er war ein brillanter, hart arbeitender Wirtschaftsjournalist, der für eine Top-Nachrichtenagentur tätig war, was mein Selbstvertrauen zuerst ziemlich erschüttert hatte. Ich hatte nicht einmal einen College-Abschluss. Ich war ein glorifizierter Chauffeur, verdammt noch mal. Es war ja nicht so, dass ein Typ wie ich jemand wäre, mit dem ein Typ wie er angeben könnte.
Aber ich wollte ihn trotzdem.
Ich wollte ihn so sehr, dass mir auf dem Weg zu Thatchers Suite, während der Vorbereitung und beim eigentlichen Interview körperlich richtig unwohl war. Als es endlich vorbei war und Chris sich von uns verabschiedete, hatte ich das Gefühl, dass meine Haut regelrecht vibrierte. Mein ganzer Körper war in völligem Aufruhr.
Er hatte mir angeboten, mir einen zu blasen.
Diese Erinnerung war das Einzige, was mich davon abhielt, ihn einfach aufzugeben, bevor ich es richtig versucht hatte. Wenn alles, was ich von ihm bekommen konnte, ein schneller One-Night-Stand war, dann würde ich auch den nehmen und damit verdammt glücklich sein. Jede auch noch so kurze Zeit, in der ich seinen Körper berühren durfte, wäre besser als nichts.
„Nochmals vielen Dank für das Interview, Thatcher. Und viel Glück für euch beide. Wir bleiben in Kontakt“, sagte er noch zu Thatcher und Reagan.
Chris folgte Samantha und Malek zur Tür, ohne mich auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen. Meine Hände zitterten vor Anstrengung, ihn nicht noch einmal vor seinem Team in Verlegenheit zu bringen, aber sobald die beiden Techniker die Suite verlassen hatten, konnte ich es einfach nicht mehr länger aushalten.
Ich packte Chris am Ellbogen und zog ihn in mein Schlafzimmer, bevor ich die Tür zuschlug und ihn hart dagegen stieß. „Ja oder nein?“, schaffte ich noch zu fragen, wobei ich meine Beherrschung schon fast verlor.
„Ja“, hauchte er. Noch bevor das Wort vollständig ausgesprochen war, warf ich mich schon auf ihn, sein heißer Mund war mit meinen Lippen bedeckt und meine Hände wanderten über seinen schlanken, durchtrainierten Körper. Er gab ein winziges, unbeholfenes Quietschen von sich, und seine Hände zappelten nervös herum, bevor er sich auf die Zehenspitzen stellte und sie dann genau dorthin legte, wo sie hingehörten, nämlich in meinen Nacken. Dann stöhnte er auf und ließ sich gegen mich sinken.
So bezaubernd seine Nervosität auch war, Chris‘ Hände auf meinem Körper waren noch viel besser.
In diesem Moment merkte ich, dass ich mir selbst etwas vorgemacht hatte, als ich dachte, dass ich nur unverbindlichen Sex mit ihm haben wollte. Es gab nichts Unverbindliches an den Dingen, die ich mit ihm machen wollte. Zumindest würde ich schon mal eine ganze Nacht brauchen.
Auch wenn ich langsam anfing zu denken, dass ich sogar noch viel, viel mehr von ihm wollen würde.
Ich löste mich lange genug von unserem Kuss, um ihm in die Augen zu sehen. „Schick deinem Team eine SMS und sag ihnen, dass du bei mir bleibst.“
Er blinzelte mich lediglich an.
Die Zeit verlangsamte sich zu Pudding, während ich darauf wartete, dass er irgendetwas machte.
Kapitel drei
Chris
Das konnte einfach nicht wahr sein. So etwas passierte Typen wie mir nicht. Große, schöne, muskulöse Männer mit heißen Tattoos gaben sich nicht mit Typen wie mir ab, die tollpatschig umherstolperten und verlegen stotterten und sich in Gegenwart der einzigen Person, von der sie sich wünschten, dass sie vor ihr cool bleiben könnten, zum totalen Volltrottel machten.
Aber obwohl ich mich in der Nähe von Thomas McGee vielleicht zum Trottel gemacht hatte, war ich eigentlich kein wirklicher Trottel. Wenn dieser Mann mir hier eine heiße Nacht mit ihm anbot, würde ich das auf gar keinen Fall ausschlagen.
Ich suchte in meiner Tasche nach meinem Handy, doch es flog mir aus meinen zitternden Händen und in seine Richtung. Es prallte von seinem Bauch ab, plumpste auf den Teppich und sprang dann mehrere Meter weit weg. Ich murmelte erneut eine peinliche Entschuldigung, ging in die Knie, um es zu suchen, bevor ich mich dann auf den Boden plumpsen ließ und Sam und Malek eine SMS schrieb.
Ich: Ich werde noch hierbleiben. Ich muss einfach hierbleiben. Er will, dass ich noch bleibe.
Ich starrte die Worte an, bevor ich es noch einmal neu versuchte.
Ich: Geht schon mal vor. Ich werde noch etwas hierbleiben.
Ich las es mir wieder und immer wieder durch, bevor ich beschloss, dass das gut genug war. Ich drückte auf Senden, bevor ich wieder zu McGee aufblickte.
Er hatte sich inzwischen auf einen Stuhl gesetzt, die Arme auf seine kräftigen Oberschenkel gestützt und die Hände verschränkt, als hätte er alle Zeit der Welt. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war geduldig und liebevoll. Warmherzig und offen.
Freundlich und verdammt sexy.
„Ich habe ja versucht, dir zu erklären, dass ich wie ein überhitzter Motor bin“, verteidigte ich mich abwehrend.
McGee nickte langsam. „Das hast du.“
„Du wirst mir bestimmt nicht glauben, aber normalerweise bin ich wirklich nicht so.“
Er nickte einfach wieder, und seine Lippen kräuselten sich sogar noch mehr. „Ich weiß.“
„Du … weißt das? Wie das? Du bist immer da, wenn du … da bist.“ Verdammte Scheiße.
Er setzte sich aufrecht hin und rieb sich die Hände an der Vorderseite seiner Jeans, bevor er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die Arme über seiner massigen Brust verschränkte. „Ich habe mir einige deiner Online-Interviews angesehen. Ich habe auch eine ganze Menge deiner Arbeiten gelesen.“ Seine Wangen färbten sich sogar ein wenig rosa unter den noch sichtbaren Überresten seiner blauen Flecken. „Oder vielleicht sogar alle deine Arbeiten.“
Ich starrte ihn ungläubig an. „Du, oh, Gott, warum?“
Anstatt mir zu antworten, zeigte er lediglich mit dem Finger auf mich. Mein Herz drängte in seine Richtung, und mein Körper folgte meinem Herzen, ohne dass mein Gehirn noch viel dazu zu sagen hatte. Auf Händen und Knien kroch ich näher an ihn heran, bis ich zu seinen Füßen kniete.
„Ich mag dich“, gestand er mit leiser Stimme. „Sehr sogar. Und ich dachte mir, wenn ein Reporter etwas interessant und faszinierend findet und alles darüber wissen will, dann recherchiert er es ausgiebig. Richtig? Also …“
„Nun, ja, aber …“ Ich sah zu ihm auf und neigte meinen Kopf von einer Seite zur anderen. Er sah eigentlich ziemlich gefasst aus – eigentlich sah er sogar wahnsinnig sexy und kraftvoll und einfach perfekt aus – und er sprach ganz klare Worten, von denen ich ziemlich sicher war, dass ich sie eigentlich hätte verstehen müssen, da Worte als Journalist immerhin mein Leben waren. Aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich ihn falsch verstanden haben musste. „Aber warum?“, fragte ich stattdessen.
Sein Lächeln wurde etwas schwächer, und nach einem kurzen Moment zuckte ein Muskel an seinem Kiefer. „Reagan sagte, es würde mich eines Tages Knall auf Fall erwischen“, murmelte er. „Und diese Prinzessin hatte damit recht behalten, verdammt noch mal.“
„Was?“
„Nichts. Es ist nur …“ Er kratzte sich im Nacken. „Ich habe da eben schon eine ganze Weile ein Ding mit dir.“
„Was hast du?“
„Anziehung“, erklärte er. „Faszination. Lu…“ Er räusperte sich. „Verlangen.“
Ich zeigte auf meine Brust, damit es keine Verwechslungen gab. „Ich?“
McGees Lächeln kehrte unverzüglich zurück, und das war wie die helle Sonne, die nach einem heftigen Gewitter wieder herauskommt. Ich spürte, wie sich mein ganzer Körper in seinem Strahlen entspannte. „Ja, du. Du bist klug und sexy und engagiert. Du bist lustig und charmant und unbeholfen. Du hast einfach etwas an dir, das …“
Mehr brauchte ich nicht zu hören. Anstatt ihn weiterreden zu lassen, was auch toll gewesen wäre, richtete ich mich auf und küsste ihn erneut, wobei ich sein Hemd mit der Faust umklammert hielt, damit wir nicht beide umkippten.
Seine starken Hände ergriffen mich, eine lag an meinem Hinterkopf und die andere um meinen unteren Rücken, und zogen mich zu ihm auf seinen Schoß. Wir küssten uns, als wären wir völlig ausgehungert nacheinander, als hätte uns etwas zu lange zurückgehalten und jetzt waren wir endlich frei, es zu tun.
„Oh, Gott“, murmelte ich zwischen zwei Küssen. „Das … du …. oh, Gott.“
„Du fühlst dich so gut an. Schmeckst so gut. Ich will dich.“ Seine Atemzüge kamen rasend schnell. Das hier war alles zu schön, um wahr zu sein. Heiß wie die Hölle und überwältigend auf die allerbeste Art.
„Ich. Ebenso. Bitte.“ Für einen Mann, der seinen Lebensunterhalt mit Worten verdiente, erinnerte ich mich nur an ausgesprochen wenige von ihnen.
Er schob beide Hände unter meinen Hintern, stand dann auf und hob mich mit sich in die Luft wie ein Kleinkind, das sich an seine breite Brust klammert. Ich legte meine Arme um seinen Hals und schlang meine Beine um seine Taille. Er hatte einfach die perfekte Größe für mich, der große, starke Mann, von dem ich immer nur geträumt hatte. Die Art von Mann, der mich zuerst ein wenig herumwirbeln und dann einfach festhalten konnte, bis ich ihn anbetteln würde.
„Moment, hier, jetzt?“, fragte ich, als er mich wortlos zum Bett trug.
Seine Augenbrauen senkten sich ein wenig. „Ja. Warum eigentlich nicht? Hast du … wir könnten …“ Er setzte mich sanft auf dem Bett ab und ballte seine Hände zu festen Fäusten, als wolle er mich krampfhaft eben nicht berühren. „Wir könnten auch zuerst etwas essen gehen? Ich hatte dir immerhin ein Abendessen angeboten. Ich …“
McGee schien plötzlich unsicher geworden zu sein, und das verursachte einen kleinen Schauer von Sympathie und Zärtlichkeit in meiner Brust. „McGee?“
Er hob die Brauen und seine Augen weiteten sich vor Hoffnung. „Ja?“
„Ich habe keinen Appetit auf Essen.“
Er lächelte mich sanft an. „Ja?“
„Ja.“
Er stellte sein Knie auf das Bett direkt neben mein Bein und rückte mit seinem Gesicht näher an meines heran. „Hast du denn Appetit auf etwas anderes?“
Ich schaute ihm in die Augen und nickte langsam.
McGees Lächeln wurde noch breiter, bevor er auch sein anderes Knie auf das Bett stemmte. Jetzt saß er rittlings auf mir, was für jeden Beobachter komisch ausgesehen haben müsste, da er so viel größer war als ich. „Bleibst du dann bei mir?“, murmelte er, bevor er seine Nase an meine Wange drückte.
Diesmal brauchte ich nicht nachzufragen, was er damit meinte, denn ich wusste, wie die Antwort ausfallen würde.
„Mmhm“, hauchte ich.
Seine Lippen drückten mir einen leichten Kuss auf die Wange. „Darf ich dich berühren und schmecken?“
Ich holte tief Luft, während sich auf meinen Armen eine Gänsehaut bildete.
Das war Antwort genug.
Seine Hände streichelten mein Gesicht, als wäre ich eine Art kostbarer Schatz. Seine Küsse kamen sanft und leicht und liebkosten langsam meine Augenlider, meine Stirn und meine Wangen. In meinem Kopf drehte sich alles, weil mir der Sauerstoff zu fehlen schien, aber ich schaffte es trotzdem irgendwie, meine Hände unter sein T-Shirt zu schieben, um seine Körperwärme zu spüren.
Er besaß eine straffe Haut über harten Muskeln, breit und stark und wirkte immer zum Kampf bereit. Ich bewegte meine Hände überall gleichzeitig hin und versuchte, versteckte Details an ihm zu entdecken. Die Tattoos in schwarzer Tinte, die seine Arme hinaufzulaufen schienen. Die Art, wie seine Brustwarzen sich unter meiner Berührung verhärteten. Die seidige Weichheit seiner Brusthaare. Das Anspannen seiner Bauchmuskeln, wenn meine Finger darüberstreichelten.
„Warum ich?“, fragte ich und neigte meinen Kopf zurück, damit er meinen Hals besser erreichen konnte. „Du könntest doch jeden haben.“
„Niemand ist wie du“, murmelte er gegen die empfindliche Haut unter meinem Ohr. „Ich habe dir das doch schon erklärt. Du bist einfach so verdammt gut aussehend und sexy. Intelligent und nett.“
„Tollpatschig und seltsam.“
McGee glitt mit seinen Händen hinunter zu meiner Taille und zog mein Hemd aus meinem Hosenbund, bevor er mit geschickten Fingern die Knöpfe öffnete. „Seltsam heiß“, sagte er und küsste weiter meinen Hals. „Seltsam auf die beste Art. Seltsam sexy.“
Ich stieß ein schallendes Gelächter aus. „Das gibt es nicht.“
„Ich verspreche dir, dass es das gibt.“ Er zog sich leicht von mir zurück und sah mir in die Augen, seine Finger waren immer noch damit beschäftigt, mein Hemd weiter aufzuknöpfen. „Ich kann nicht mehr aufhören, an dich zu denken. Das ist inzwischen Monate her, Chris. Seit damals im Central Park.“
Seine Worte überraschten mich zutiefst. „Wirklich?“ Ich nutzte die Gelegenheit und bewegte meine Hände weg von seinem T-Shirt und zu seinem Gesicht. „Ich dachte, das wäre nur einseitig. Ich bin nämlich schon die ganze Zeit über … in dich verknallt.“
McGees Gesicht erstrahlte. Das könnte zu meinem neuen Lieblingshobby werden. „Ja? Ich wollte dich schon länger fragen, ob du mal mit mir ausgehst, aber ich hatte Angst, dass ich bei dir keine Chance hätte.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin total vernarrt in dich.“
Ich beugte mich zu ihm vor und kostete erneut seine Lippen. Seine Arme legten sich um meinen Rücken und zogen mich wieder enger an sich, bis er mich auf den Rücken schubste. Er schaute auf mich herab, sein Lächeln war verschwunden. Intensiv blickende Augen fixierten mich stattdessen.
Ich griff zu ihm hoch und fuhr mit einer Fingerspitze über seine volle Unterlippe. „Du hast alle Chancen bei mir“, flüsterte ich.
Er zog meine Fingerspitze zu sich, küsste sie sanft und dann nacheinander auch alle anderen. Dabei verließen seine Augen meine nicht. „Als ich dich bat, bei mir zu bleiben, meinte ich nicht nur heute Abend.“
Durch unsere Kleidung hindurch spürte ich den harten Druck seines Schwanzes gegen meinen. Die heiße Haut seines Unterleibs, wo ich sein T-Shirt hochgeschoben hatte, wärmte meinen Bauch. Seine Brust blähte sich mit schnellen Atemzügen auf, und dieser Laserblick hielt mich in seinem Bann gefangen.
Mein Herz hämmerte wie wild und meine Haut kribbelte, als ich ihm ebenfalls ein Geständnis machte.
„Als ich Ja dazu sagte, meinte ich auch nicht nur heute Abend.“
Sein Gesicht leuchtete wieder auf, und ich fragte mich, ob ich mich jemals daran sattsehen würde.
Die Antwort darauf lautete: Nein.
Niemals.
Auch jetzt, viele Jahre später, lässt es mein Herz immer noch jeden Tag aufs Neue höherschlagen.
Wir hoffen, dass Ihnen der Mr. Wichtig Bonus-Kurzfilm „Knall auf Fall“ gefallen hat!
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