I ❤️ U: Ich liebe dich
Eine 4ever love: Ende gut, alles gut Bonus Geschichte
Rafa
Ich starrte an die Decke des großen Schlafzimmers, während sich mein Herzschlag langsam wieder normalisierte. Ein schlichter Deckenventilator aus Edelstahl drehte sich in langsamen Kreisen, setzte die Leinenvorhänge in Bewegung und kühlte meine schweißnasse Haut. „Wir müssen damit aufhören.“
Sami drehte sich zu mir um, seine olivfarbene Haut leuchtete geradezu honigbraun in der Nachmittagssonne. Dunkle, feuchte Haarsträhnen klebten an seiner Schläfe. „Bei dir hört sich das jetzt so an, als wären wir aus Versehen im Bett gelandet, nachdem wir in einem Club mindestens einen Wodka zu viel getrunken haben.“ Seine Zähne blitzten weiß auf. „Du hast mich zur Hochzeit deines besten Freundes nach Vermont eingeladen, habibi.“
Ich stieß ein unzufriedenes Grunzen aus. „Du solltest eigentlich nur ein One-Night-Stand gewesen sein.“
Sein Lachen ertönte brummend langsam in seiner Brust und ließ meinen Arm vibrieren. „Das hast du bisher jede Nacht, die wir zusammen verbracht haben, gesagt. Was mittlerweile schon eine ganze Menge Nächte sind“, fügte er unnötigerweise noch hinzu. „Seitdem wir seit August miteinander schlafen. Letzten August.“
„Ich mache nichts Langfristiges“, erinnerte ich ihn etwas verzweifelt. Wenn ich das nur oft genug sagte, würde es vielleicht wahr werden.
„Mhm. Auch das sagst du jedes Mal.“
Ich stützte mich auf einen Unterarm, damit ich ihm besser in die Augen sehen konnte. „Das hast du aber auch gesagt, als wir angefangen haben. Du meintest, du wolltest nichts Ernstes.“
Sami gab ein summendes Geräusch von sich und strich mit den Fingern durch mein Haar. „Nein. Ich habe vielmehr gesagt, dass ich vor ein paar Monaten eine Trennung hatte. Dass ich noch nicht bereit für eine neue Beziehung sei. Und das war ich damals auch noch nicht.“
Ich fiel zurück aufs Bett und schaute wieder an die Decke. „Warum warst du dann so liebesbedürftig? Warum hast du mich gebeten, an jenem Abend bei dir zu übernachten?“
Obwohl ich fast ein ganzes Jahr lang versucht hatte, herauszufinden, warum ich von diesem Mann nicht loskam, war ich immer noch nicht zu einer sinnvollen Schlussfolgerung gekommen.
Er rutschte näher an mich heran und legte seinen Kopf auf meine Brust, wobei er mich mit seinen Fingerspitzen schon wieder in den Wahnsinn trieb, indem er federleichte Muster über meine Brustmuskeln und tiefer unten auf meinen Unterleib zeichnete.
„Ich habe dir doch gesagt, warum. Nur ein paar Stunden, bevor wir uns auf Grindr kennenlernten, traf ich meinen Ex, direkt in der Lobby des Hotels, in dem ich damals wohnte. Er hatte nicht einmal einen Blick in meine Richtung geworfen, was meinen Stolz schon sehr verletzte und mir das Gefühl gab, lediglich ein Haufen Dreck zu sein. Ich wollte gehalten werden, berührt werden. Ficken. Du warst geografisch eben näher als jeder andere, also habe ich dich auf mein Zimmer eingeladen.“
Jene Nacht nach Wells‘ und Connors Hochzeit war einfach so verdammt heiß gewesen. Ich hatte Hugh unten allein mit seiner Kameraausrüstung zurückgelassen und war in den Aufzug gestiegen. Nur wenige Augenblicke später hatte Sami mich schon in sein Hotelzimmer gezerrt und mir dann regelrecht den Kopf verdreht. Wir hatten stundenlang aneinander gelutscht und miteinander gefickt, bis wir schließlich nackt und nassgeschwitzt eingeschlafen waren.
Das hatte ausgereicht, um meine lockere Einstellung zum Dating ernsthaft infrage zu stellen, weshalb ich auch zugestimmt hatte, als er mich am darauffolgenden Wochenende erneut auf der Dating-App anschrieb.
„Ja, und du hast damals zufälligerweise auch nicht erwähnt, dass dein Ex Oscar Overton heißt.“
Sami lachte erneut auf. „Warum sollte ich das einer zufälligen Grindr-Bekanntschaft gegenüber erwähnen?“
Ich atmete tief ein und aus. „Das ist einfach seltsam.“
„Jetzt schon. Sicher.“ Mit einem Gähnen kuschelte er sich enger an meine Brust.
Wenn man bedenkt, dass wir gerade in Oscars Gästeschlafzimmer epischen Sex hatten, kann ich definitiv sagen, dass das mehr als seltsam war.
„Ist das … irgendwie unangenehm für dich … du weißt schon, dass er geheiratet hat? Dass wir wegen seiner Hochzeitsfeier hier sind?“
„Natürlich nicht. Ich war schon über Oscar hinweg, lange bevor wir uns kennengelernt haben.“ Sein Lachen durchströmte mich wie eine frische, kühle Brise. „Als ich ihm letzten Monat nackt in deiner Küche begegnete, als ich mir mitten in der Nacht ein Glas Wasser holen wollte … das war unangenehm.“
Ich spürte seine Verlegenheit noch immer sehr deutlich. „Ich wusste wirklich nicht, dass die beiden da waren. Sie bleiben fast nie in der Wohnung über Nacht.“ Ich versuchte, es dabei zu belassen, aber als ich mich wieder daran erinnerte, wie ich bei Samis erschrockenem Aufschrei in die Küche gestürmt war, nur um dort seinen wunderschönen goldenen, muskulösen Körper zu entdecken – und seinen Schwanz, der gerade noch vom strategisch platzierten „Too Hot To Handle“-Topflappen verdeckt wurde, den er schnell von der Küchenarbeitsplatte genommen hatte –, während Oscar irgendwelche Entschuldigungen stammelte und (erfolglos) versuchte, seine Augen abzuwenden, konnte ich nicht anders, als noch knurrend hinzuzufügen: „Du hättest dir wohl besser eine Hose anziehen sollen.“
Seine Finger streichelten weiterhin meine Brust und meinen Bauch. „Du bist ja eifersüchtig.“ Er legte ein Bein über meines. „Das gefällt mir irgendwie.“
„Ich? Eifersüchtig?“ Ich schnaubte. „Wohl kaum.“
„Hm. Willst du damit etwa sagen, dass dich das nicht interessiert hat? Dass ich in jener Nacht dort auf die Knie fallen und ihm einen hätte blasen können und du hättest …“
Ich schlug meine Hand auf seinen Mund und spürte nur noch die warme Hitze seines Lachens an meiner Handfläche.
„Hättest du so etwas getan?“, fragte ich, unsicher, warum ich noch einmal nachhakte. Nachdem ich meine Hand von seinen Lippen genommen hatte, streichelte ich seine Wange.
Sein Zeigefinger fuhr zur Mitte meiner Brust und zeichnete dort eine Herzform direkt über meiner linken Brusthälfte. „Du kennst die Antwort auf diese Frage bereits, Rafa“, murmelte er leise. Er meinte es ernst. „Und ich denke, es ist an der Zeit, dass du aufhörst, um den heißen Brei herumzureden, und mir endlich sagst, was du mir sagen willst.“
Mein Magen drehte sich in aufgeregten Kreisen um sich selbst. Er hatte recht – ich hatte ihn nämlich aus einem ganz bestimmten Grund hierhergebracht. „Ich will … ich will …“ Ich räusperte mich. „Mehr.“
Er rollte sich auf den Rücken und blickte an die Decke. Das wissende Grinsen war nicht nur auf seinen vollen Lippen zu sehen, sondern auch sonst überall in seinem neckischen Gesichtsausdruck. „Endlich,verdammt.“
Ich biss die Zähne zusammen. „Kein Grund, so selbstgefällig zu reagieren. Das ist nicht leicht für mich gewesen, weißt du.“
Er drehte sich wieder in meine Richtung und berührte mit seiner Zungenspitze meinen Mundwinkel. „Mhm. Ich weiß, mein Engel. Du tust eben gern so, als wärst du ein Playboy.“ Er ergriff mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. „Aber in Wirklichkeit bist du schon seit Monaten heimlich monogam mit mir, nicht wahr?“
Ich holte tief Luft und drückte ihn mit der Hand gegen seine Brust weg. „Oh, mein Gott. Hat Hugh dir das etwa erzählt? Dieses Arschloch! Ich kann nicht glauben, dass er mich verraten hat …“
Seine Lachfalten traten deutlicher hervor, und das warme Braun seiner Augen zog mich an, so wie sie es immer taten. „Nein. Deine Schwester Elena hat mir das schon im April erzählt. Sie hat mir erzählt, du hättest deine App gelöscht, hättest angefangen, dir YouTube-Videos über die Geschichte und Kultur Ägyptens anzuschauen, und würdest sogar versuchen, Arabisch zu lernen, damit du dich mit meiner Mom unterhalten könntest. Sie meinte, dass sich so um Weihnachten herum etwas verändert hätte.“ Er hob eine Augenbraue in meine Richtung. „Hat sich um Weihnachten herum etwas verändert, Rafa?“
Ich senkte meinen Kopf und versteckte mein Gesicht in seiner Achselhöhle, vor allem, um mein glühendes Gesicht zu verbergen, aber auch, weil ich einfach seinen Geruch liebte. Ich holte tief Luft. „Vielleicht.“
Sein Lachen brachte mich zum Grinsen. Eines der Dinge, die ich an ihm liebte, war, wie gelassen er war. Nichts schien ihn zu stressen, was ihn für mich zu einem Felsen in der Brandung machte, wie ein Anker, den ich dringend brauchte, da ich mich immer so zerstreut und ungeerdet fühlte.
Sami küsste mich auf den Kopf. „Willst du mir erzählen, was es war?“
„Wahrscheinlich nicht“, murmelte ich in sein nach Moschus duftendes Haar, bevor ich meine Zunge herausstreckte, um seine salzige Haut zu kosten.
Seine Finger griffen wieder in meine Haare. Ich liebte es, dass er immer seine Hände auf mir zu haben schien. Der Mann war auf die allerbeste Art und Weise sinnlich. „Ich war weggegangen … und da hast du gemerkt, dass du mich vermisst.“
Ich schloss die Augen und kämpfte gegen die Peinlichkeit an. Aber es war einfach sinnlos. Mein Gesicht errötete trotzdem immer weiter. „Können wir bitte nicht mehr darüber reden?“
Er drückte mich auf den Rücken und beugte sich über mich, wobei er meine Oberschenkel mit einem muskulösen Bein festhielt und meine Schulter in die Matratze drückte. „Du hast endlich gemerkt, dass ich ein fester Bestandteil deines Lebens geworden bin, und das hat dir auch gefallen.“
Ich reichte hoch, um die kleine Gruppe von winzigen Leberflecken auf seiner Kieferpartie nachzuzeichnen. „Ich habe deinen dicken Schwanz vermisst, das ist alles. Du bist ein leicht verfügbarer Fick. So viel weniger Aufwand als das ewige Scrollen durch die App. Außerdem bin ich aus der Szene herausgealtert. Ich brauche jetzt eine sichere Nummer.“
„Du wirst nie aus der Szene verschwinden, Rafael. Du bist der schönste und anziehendste Mann, den ich kenne.“
Seine Worte erwärmten mich durch und durch. Es war nicht das erste Mal, dass er sie mir sagte, und jedes Mal, wenn er es tat, fühlte ich tief in mir die Wahrheit seiner Worte, als ob er sie gar nicht ernster meinen könnte.
„Ich habe dich vermisst“, gab ich leise zu. „So verdammt sehr. Mehr als ich je geglaubt hätte.“
„Du hast dann also getan, was jeder andere erwachsene Mensch in so einer Situation tun würde …“ Er zog gebieterisch eine Augenbraue hoch.
Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Wir haben alle schon Fehler gemacht, wenn wir unter Alkoholeinfluss standen.“
Er beugte sich zu mir vor und gab mir einen langen, sinnlichen Kuss, der mich erbarmungslos erregte, bevor er sich wieder zurückzog. „Du hast mir an Silvester betrunken eine SMS geschrieben.“
Ich seufzte. „Das wissen wir doch bereits.“
„Ja“, stimmte er mir fröhlich zu. „Aber ich erinnere mich eben gern daran.“
„Mir wurde klar, dass ich nicht mehr länger von süßen Typen in einer Bar geküsst werden wollte. Ich wollte in einem Bett sein und das neue Jahr mit einem sexy Mann feiern. Und nicht nur mit dem sexy Mann, der mir zufälligerweise gerade geografisch am nächsten ist“, ergänzte ich, bevor er weiterbohren konnte. „Ein ganz bestimmter sexy Mann. Du.“
„Hm, das hört sich doch gut an.“
„Es war schon ein bisschen … augenöffnend zu erkennen, wie sehr ich mich an dich gewöhnt hatte. Wie sehr du dich in meinen … Alltag eingeschlichen hattest.“
„Klar doch, Baby.“ Diese klaren braunen Augen schienen mich immer zu durchschauen. „Dein Alltag.“
„Gut. Gut“, gestand ich mit einem Stöhnen. „Wenn du es unbedingt wissen willst, ich … ich hatte eben Gefühle entwickelt. Gefühle, so wie mein verdammter bester Freund, der endlich ehrlich zugegeben hat, dass er sich in deinen bindungsphobischen Ex verliebt hat. Und vielleicht wurde mir dann an Silvester klar, dass Hugh vielleicht nicht der Einzige war, dem es so ergangen ist. Und? Bist du jetzt glücklich? Jetzt, da ich es dir gesagt habe.“
Er lächelte wieder. Der Mann lächelte immer und brachte dadurch mein Herz jedes verdammte Mal zum Schmelzen. Das war manchmal schon unglaublich lästig. „Nein, Baby. Du hast das immer noch nicht wirklich ausgesprochen. Es ist sogar schon über sechs Monate her, und du hast es immer noch nicht ausgesprochen.“
Ich schaute überall hin, nur nicht zu ihm. SamiTsunami_212 sollte für mich immer nur ein namenloser, gesichtsloser One-Night-Stand gewesen sein. Er sollte mich nie von meinem gedankenverlorenen Pfad des oberflächlichen Gelegenheitssexes weglocken und in etwas Festes verwickeln.
„Rafael Clavel“, erklärte er. „Ich habe lange genug deswegen gewartet.“
Mein Blick ging zurück zu ihm. Er war so sexy, so verdammt geduldig. Wie konnte ich nur so viel Glück haben?
„Ich liebe dich“, flüsterte ich.
Sein Gesicht war so hell wie die Sonne. „War das jetzt so schwer?“
Ich starrte ihn beleidigt und schockiert an. „Das ist deine Antwort? In der Tat, ja! Ja, das war es.“
Er beugte sich langsam vor, bis seine Lippen mein Ohr berührten. „Rafael, mein liebster Engel. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Willst du mein sein? Für immer?“
Ich drehte mein Gesicht zu ihm, um seine Lippen zu berühren. „Ja, verdammt. Ja …“
Wir küssten uns, bis ich keinen Atem mehr bekam, und dann küssten wir uns noch mehr.
Als wir es endlich zu Hughs Hochzeitsempfang schafften, war die Party bereits in vollem Gange, und mir wurde klar, dass ich zu spät zu einer meiner wichtigsten Aufträge als Eventplaner in diesem Sommer gekommen war.
Aber ich wusste, dass mein bester Freund und sein frischgebackener Ehemann nichts dagegen haben würden.
Sie waren nämlich ganz vernarrt in eine gute Liebesgeschichte.