Bonustrack: Zanes Beschützer Bonus-Szene

Sollte nach Zanes Beschützer gelesen werden.

Bonus-Story

Kapitel 1

Boomer

Als ich Georgia in Richtung Europa verließ, war ich überzeugt, dass der Stempler entweder Zees frühere PR-Managerin Noelle oder sein ehemaliger Gig-Partner Bodhi Sorrentino war.

Aber ich konzentrierte mich hauptsächlich auf den ehemaligen Gigpartner.

Zuerst einmal war der Typ zu freundlich. Auf allen Fotos von ihm sah man ein unmöglich sonniges, falsches Lächeln mit einem Grübchen, als hätte jemand beim zentralen Casting einen Moderator für die nächste nervige Kindersendung gesucht. Du weißt schon, eines mit einem Ohrwurm-Intro-Song und diesen unmöglich grellen Farben, die überall auf die Klamotten des Mannes, die Vorhänge und seine Ausstrahlung genäht sind?

Niemand war im echten Leben so. Daher war er der Hauptverdächtige.

Außerdem hatte ich Noelle im Laufe der Jahre einige Male getroffen und sie war wirklich nicht schlau genug, um sich an die Existenz der lateinischen Sprache zu erinnern, geschweige denn, sie richtig anzuwenden.

Bodhi dagegen hatte seinen Abschluss in Yale gemacht, was ihn wegen seiner Lateinkenntnisse zum Hauptverdächtigen machte. 

Und er hatte ganz offensichtlich jede Menge Gründe, Zee Angst einjagen zu wollen. Die beiden hatten sich gemeinsam nach oben gearbeitet und während des Studiums in kleinen Clubs und Pizzerien gespielt, um Fuß zu fassen. Nach dem Abschluss hatte Zee den Sprung geschafft. Bodhi nicht. Zee hatte das Geld aufgebracht, um in besseres Equipment, Headshots und Demos zu investieren, während Bodhi seine Zeit mit einem Loser-Freund verschwendet hatte. Laut Zee hatte er versucht, Bodhi mitzuziehen, aber Bodhis nichtsnutziger Ex hatte ihn dazu überredet, einen „richtigen Job“ in der Qualitätssicherung einer Waschmittelfirma anzunehmen. 

Wenn ich fünf Jahre einen sterbenslangweiligen Bürojob gemacht hätte, während mein Freund seinen Traum lebte, wäre ich auch wütend und neidisch. Es machte absolut Sinn, dass Bodhi aus seinem Unternehmenskoma erwachte und beschloss, dass er das wollte, was Zee hatte.

Die nächsten fünf Jahre hatte er mit mäßigem Erfolg versucht, das zu bekommen, während Zees Karriere durch die Decke ging. Jetzt, nachdem er erfolglos versucht hatte, sich an Zee ranzuhängen, ließ er seine Wut an ihm aus, indem er ihm drohte. 

Das war für alle offensichtlich … außer für Zee, der viel zu nett war, was solche Dinge anging.

Deswegen war ich hier in Dublin, um den Beweis zu finden.

Ich hatte einen Großteil des ersten Sets abgewartet, bevor ich in den großen Pub schlenderte, in dem er mit einer aufstrebenden Folkband aus Texas spielte. Der Sänger hatte Verwandtschaft in Dublin, weshalb sie es geschafft hatten, für die nächsten zwei Wochen regelmäßige Auftritte in diesem Pub zu bekommen.

Nachdem ich mir an der Bar ein Pint geholt hatte, suchte ich mir einen Hocker an der Wand. Mein erster Blick auf den Verdächtigen offenbarteeinen verkniffenen Gesichtsausdruck. Er war mitten in einer komplizierten Reihe von Schlagzeugschlägen, aber sobald der Sänger einsetzte, wurde der Schlagzeugrhythmus gleichmäßiger und plötzlich entspannte sich das Gesicht des Schlagzeugers zu einem … nun ja, zu einem traumähnlichen Ausdruck völliger Glückseligkeit. Seine Augen fielen zu und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während er aus dem Muskelgedächtnis spielte.

Meine Brust fühlte sich plötzlich eng an und ich fragte mich, ob ich vielleicht Sodbrennen von dem Burger hatte, den ich mir auf dem Weg vom Hotel hierher geholt hatte. Es war keine Anziehung – ich stand nicht auf Männer, nicht wirklich – aber andererseits … es fühlte sich irgendwie wie Anziehung an. Wie damals, als ich hinter der Bühne eines Musikfestivals Jennifer Lopez begegnete, die aus der Garderobe neben Zees kam. Sie hatte ein hautenges Kostüm an, das ihren tollen Körper betonte.

So fühlte es sich auch an. Ein Flattern im Bauch, ein leichtes Anspannen in der Leistengegend. Eine plötzliche Neugierde, wie der Rest von ihm wohl aussehen mochte. Nach wenigen Augenblicken ertappte ich mich dabei, wie ich Bodhi komplett musterte. Die sich wölbenden Muskeln seines Bizeps und seiner Schultern, unterstrichen von einem marineblauen Tanktop. Ein verwaschenes Flanellhemd lag auf dem Boden neben ihm. Seine Brust war breit, aber seine Taille schmal. Seine Oberschenkel, soweit ich sie hinter dem Schlagzeug erkennen konnte, waren muskulös und durch die zerrissene Jeans war Haut zu sehen. Ich konnte nicht wegschauen, bis die letzten Takte des Liedes erklangen. 

Warum zur Hölle weckte ein Stalker das Interesse meines Schwanzes? Nein. Das würde nicht passieren. Mein Kiefer wurde härter und ich kniff die Augen zusammen. 

Ich hatte zu arbeiten. Ich war wegen Zee hier. Seine Sicherheit hatte für mich oberste Priorität.

Und wenn der Verdächtige rein zufällig ein sehr attraktiver Mann war, spielte das keine Rolle. Vielleicht dachte er, dass sein Charme und sein gutes Aussehen den Verdacht zerstreuen würden, aber ich ließ mich nicht täuschen.

Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Der Mann war ein kleiner Fisch. Kein kriminelles Superhirn. Ich musste nichts weiter tun, als näher an ihn heranzukommen und ihn solange zu umschmeicheln, bis er zugab, dass er etwas gegen Zee Barlo hatte.

„Kann ich dir eins ausgeben?“

Ich drehte mich um und sah eine attraktive Frau, vielleicht Ende dreißig, mit roten, lockigen Haaren, die mich anlächelte, als sie sich auf den Barhocker neben mir setzte. Sie war hübsch und sah genau wie die Art von Frau aus, die ich in einem Pub in Dublin erwartet hätte. Ich lächelte sie aus Gewohnheit an. „Ich halte mich danach an Limonade, danke. Ich bin nur hier, um der Band zuzuhören.“

Sie warf einen Blick auf die kleine Bühne. „Oh mein Gott, ich liebe sie auch! Ich war am Freitag hier und sie haben alles zum Beben gebracht.“

Ihr Akzent überraschte mich. „Bist du Amerikanerin?“

Sie nickte. „Wegen der Arbeit hier. Du?“

„Ebenso.“

Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. „Was machst du?“

„Er ist Bodyguard“, sagte eine honigsüße männliche Stimme. Ich blickte überrascht auf und sah Bodhi, der mich angrinste. 

So viel zum Thema Unauffällig. Und zu meiner guten Beobachtungsgabe. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass der Mann die Bühne verlassen hatte.

„Und woher weißt du das?“, fragte ich, zu verblüfft, um es abzustreiten. Außerdem war es möglich, dass er mich bei der Arbeit schon mal gesehen hatte.

Bodhi war aus der Nähe sogar noch schöner, was seltsam war. Schließlich hatte ich bei meinen Recherchen genug Fotos von ihm gesehen. Ich folgte auf meinem Handy sogar seinem Instagram- und TikTok-Account. Aber ich war nicht auf das Charisma vorbereitet, das er in Person auszustrahlen schien.

„Du bist im Hintergrund auf einem der Fotos von Zee im People-Magazine zu sehen. Sexiest Man Alive, in der Tat. Das war gleich zwei zum Preis von einem, als ich mir das gekauft habe.“

Ich blinzelte. Versuchte er … versuchte er, mir zu schmeicheln? Oh, verflucht noch mal. Nein.

Die Frau ließ ihre Finger über meinen Arm wandern. „Ich habe einen Körper, der bewacht werden müsste.“

Bodhi presste die Lippen zusammen, als würde er versuchen, sich ein Lachen zu verkneifen, aber seine Augen tanzten belustigt. 

„Er könnte heute Abend schon etwas Gesellschaft gebrauchen, aber nur hier in der Kneipe. Er hat noch ein bisschen länger Dienst, nicht wahr, Großer? Ungefähr …“ Er schaute zurück zur Bühne, dann auf seine Uhr und dann grinsend wieder zu mir. „noch anderthalb Stunden. Vielleicht auch ein bisschen mehr. Normalerweise spielen wir bis kurz vor Mitternacht.“

Die Frau blickte zwischen uns hin und her. „Ich verstehe nicht ganz. Seid ihr zwei …?“

„Nein“, sagte ich und lachte. „Ich bin hetero.“

„Eine Schande“, sagte Bodhi mit einem Zwinkern, bevor er zur Bar ging, um sich eine Flasche Wasser zu holen, und dann auf seinen Platz hinter dem Schlagzeug zurückkehrte.

Ich starrte ihn an, während sich mein Bauch weiter verdrehte. Was genau führte er im Schilde?

Während sich die Musiker auf ihr nächstes Set vorbereiteten, lehnte sich die Frau zu mir. Ihr blumiges Parfüm umwehte mich, aber ich hatte kein Interesse an ihr. Bodhi hatte recht. Ich arbeitete, also war ich nicht an einer persönlichen Beziehung irgendeiner Art interessiert. Ich rutschte leicht auf meinem Hocker hin und her.

„Gott, sind die nicht unglaublich?“, fuhr sie fort. „Ich habe sie letzten Sommer zum ersten Mal in Buffalo gesehen und oh mein Gott, du wirst nie erraten, wer im Publikum war! Magst du Shaboozey?“ 

Sie holte ihr Handy heraus und begann, durch ihre Fotos zu scrollen, bis sie ein Bild von sich fand, auf dem sie in einer Bar mit einem Typen posierte, der mir unbekannt war. Sie grinsten beide in die Kamera. Im Hintergrund des Fotos war Bodhis Band zu sehen, mit Bodhi deutlich sichtbar am Schlagzeug. 

Ich wollte gerade wegschauen und eine halbwegs beeindruckte Bemerkung machen, als mir etwas anderes im Hintergrund des Fotos auffiel und ich noch einmal hinschaute.

„Wann genau war das?“, fragte ich und sah genauer hin. 

Auf dem Bild war direkt neben dem Kopf der Frau ein Fernseher an der Wand, auf dem eine Meldung über eine Pipeline lief. Ich konnte die Worte nicht lesen, aber ich erinnerte mich daran, dass die Meldung über eine Pipelineexplosion am selben Wochenende, an dem Zee in San Diego und L.A. gestempelt worden war, in den Nachrichten gekommen war.

Sie blinzelte, als hätte sie meine plötzliche Aufmerksamkeit erschreckt. „Ich … Ich weiß es nicht mehr?“

Ich streckte meine Hand nach dem Telefon aus. „Macht es dir etwas aus, wenn ich mir den Zeitstempel von dem Foto ansehe? Oder ich kann dir sagen, wie du ihn findest. Und könntest du es mir per E-Mail schicken?“

Sie runzelte verwirrt die Stirn, gab mir aber das Handy. „Du willst wissen, wann ich Shaboozey getroffen habe?“

Nachdem ich die Metadaten aufgerufen hatte, war klar, dass das Foto am selben Tag aufgenommen wurde, an dem Zee einen Stempel aufgedrückt bekommen hatte.

Verflucht noch mal. Bodhi hatte ein Alibi. 

Und laut seines Kontos konnte er sich garantiert nicht leisten, jemand anderen dafür zu bezahlen.

Anscheinend war seine Schuld doch nicht so offensichtlich. Ich hatte völlig falschgelegen.

Ich schickte das Foto schnell an eines meiner Wegwerf-E-Mail-Kontos und gab der Frau ihr Handy zurück. „Ähm … nicht wirklich. Aber ich bin mir sicher, dass ihre Musik toll ist, wenn du das sagst. Ich muss sie mir mal ansehen.“

Sie sah mich irritiert an. „Shaboozey ist ein Typ.“

„Oh.“

Anscheinend war das zusammen mit meinem ausgesprochenen Desinteresse an ihr genug, dass sie aufgab und sich jemand anderem zuwandte, und ich konnte mich nicht dazu bringen, deswegen enttäuscht zu sein. 

Vor allem nicht, als die Musik wieder anfing.

Ich beobachtete Bodhi, als er den Rest des letzten Sets spielte. Er schien gut zu sein in dem, was er tat – obwohl ich keine Ahnung vom Schlagzeugspielen hatte – aber vor allem schien er es mit Leidenschaft zu tun und ich wusste Leute mit Leidenschaft zu schätzen.

Ich schätzte das sehr.

Offen gesagt, mehr als ich gedacht hätte, dass ich einen anderen Mann schätzen könnte.

Das Wissen, dass er ein Alibi für mindestens einen der Stempelvorfälle hatte, änderte alles. Während ich Bodhi beim Spielen zusah, fiel mir seine unverhohlene Freude auf. Seine Körpersprache war entspannt, seine Augen strahlten und die meiste Zeit grinste er breit. Der Mann war eindeutig genau dort glücklich, wo er war. Er wirkte definitiv nicht wie jemand, der wegen seiner Situation so verbittert war, dass er jemanden bedrohte.

Und fuck, sah er gut aus. Er verströmte ein Charisma, das es schwer machte, irgendjemanden oder irgendetwas anderes anzusehen, vor allem, wenn er spielte. Mein Herz hämmerte im Takt seiner Drumbeats und mein Kopf schwamm vor Verwirrung und – ich musste es so nennen, wie es war – überwältigender Lust. Dieser Mann hatte etwas an sich, das mich in seinen Bann zog, das mich durcheinanderbrachte, dass mich wollen ließ. Er war wie ein Meteor, der wie aus dem Nichts über den Nachthimmel raste, und plötzlich wünschte ich mir Dinge, an die ich nie wirklich gedacht hatte.

Das hatte nichts damit zu tun, in der Nähe eines attraktiven Mannes zu sein – ich arbeitete mit Zee Barlo zusammen, verdammt noch mal –, sondern etwas ganz Bestimmtes mit Bodhi. Etwas Magnetisches und Unvermeidliches. 

Zwischen zwei Songs öffnete ich meine E-Mail-App und schickte Violet das Foto, zusammen mit einer kurzen Erläuterung des Gesprächs mit der Frau und dem Kontext des Fotos. Meine Chefin antwortete schnell mit ein paar Verständnisfragen, bevor sie versprach, das zu überprüfen.

Violet

Wir können ihn deswegen nicht komplett von der Liste streichen, aber ich werde einen Weg finden, um zu bestätigen, dass er dort war, jetzt, wo wir wissen, wo wir suchen müssen. Gute Arbeit. Schau dich trotzdem noch ein bisschen um und versuche herauszufinden, ob er vielleicht doch ein Motiv hat.

Ich seufzte. Wie zur Hölle sollte ich das machen? Andererseits, wenn das bedeutete, mehr Zeit mit dem wunderschönen Mann zu verbringen … 

„Kann ich dir eins ausgeben?“

Diesmal kam die Frage nicht von der Frau. Ich drehte mich um und sah Bodhi, der mich anlächelte. Anscheinend hatte die Band für heute Abend Schluss gemacht und er war endlich frei für meine Inquisition.

„Gerne, danke“, antwortete ich, auch wenn ich mich etwas unwohl fühlte, weil er mir so nahe war. Er trug immer noch nur ein Tanktop und eine Jeans. Sein Haaransatz war feucht vom Schweiß und seine Haut war gerötet, sowohl vom Spielen als auch von der Hitze der vielen Menschen im Pub.

Er gab einem der Barkeeper ein Zeichen, der ihm zwei Pints reichte. Bodhi drehte sich um und hielt mir eines der Gläser hin. „Was dagegen, wenn wir uns draußen hinsetzen? Ich brauche ein bisschen frische Luft.“

Ich nahm das Bier und folgte ihm wortlos, bis wir durch eine Hintertür in einen überdachten Innenhof traten. Der Großteil der wenigen Leute, die draußen saßen, rauchten, also gingen wir auf die andere Seite des Innenhofs und setzten uns auf eine alte Picknickbank, die definitiv schon bessere Tage gesehen hatte.

„Verrätst du mir deinen Namen?“, fragte er mit einem frechen Grinsen. „Ich nehme an, du weißt, dass ich Bodhi Sorrentino heiße.“

Ich räusperte mich. „Brant Godina. Alle nennen mich Boomer.“ 

Er warf mir ein so breites und freundliches Grinsen zu, dass ich mich fast an meinem Bier verschluckte. „Schön, dich kennenzulernen, Boomer.“

Ich starrte ihn an. Der Mann hatte dunkelbraune Haare, etwas wirr von den Stunden auf der Bühne, und ein schlankes Gesicht, das einschüchternd attraktiv sein könnte. Aber wenn er lächelte, veränderte sich alles. Seine haselnussbraunen Augen leuchteten auf, die dunklen Augenbrauen hoben sich und ein kleines Grübchen zierte eine Wange. Wenn er wusste, dass ich wegen der Arbeit hier war, warum war er dann so freundlich und aufgeschlossen?

„Wie geht es Zee?“, fragte er, bevor er einen großen Schluck aus dem Glas nahm. Ich beobachtete, wie sich seine Kehle bewegte, als er schluckte.

„Hm?“

„Irgendwie hatte ich in Atlanta das Gefühl, als wäre irgendwas los. Ich wollte ihn nach seinem Auftritt treffen, aber deine Kollegen haben mich nicht durchgelassen.“

Ich blinzelte und atmete einen kräftigen Atemzug kalter Luft ein, um einen klaren Kopf zu bekommen. „Oh. Ihm geht’s gut.“

Bodhi stieß ein Lachen aus. „Ah. Sicher. Gut. Klingt ganz nach ihm. Zane spielte schon immer gerne den Tapferen, der arme Kerl.“

Ich versuchte, mich auf den Grund meines Aufenthalts hier zu konzentrieren. „Was meinst du mit ‚armer Kerl‘?“

Er zuckte mit den Schultern, stützte die Ellbogen auf den Tisch und hielt sein Bier in beiden Händen. „Er tut mir leid. Der Stress wegen seiner Berühmtheit muss ihn umbringen. Er hat eine sanfte Seele. Aber er ist auch …“ Er atmete schwer aus. „Zu großzügig? Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Er versucht immer, anderen zu helfen, auch wenn das bedeutet, sich selbst zu vernachlässigen.“

„Könntest du mit der Berühmtheit besser umgehen?“, fragte ich und versuchte dabei, nicht anklagend zu klingen, sondern einfach nur neugierig.

Er lachte. „Fuck, nein. Ich habe eine Heidenangst vor Berühmtheit. Versteh mich nicht falsch, ich liebe es, bekannte Musiker zu treffen und fantastische Möglichkeiten zu bekommen, aber ich bin mir nicht sicher, wie ich mit der Art von Berühmtheit umgehen würde, die er hat. Ich genieße es, in einem Biergarten sitzen zu können, ohne von Fremden belagert zu werden, die unbedingt ein Autogramm oder ein Selfie mit mir haben wollen.“

„Wünschst du dir, du wärst sein Schlagzeuger?“

Sein Lächeln wurde schwächer. „Äh, nein? Ich bin nicht wirklich ein Pop-Rock-Typ, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Das war einer der Gründe, warum wir nach dem College verschiedene Richtungen eingeschlagen haben. Das und die Tatsache, dass ich mit einem narzisstischen Arschloch zusammen war, das es nicht zu schätzen wusste, dass ich gut aussehende schwule Freunde hatte und dachte, ich könnte unseren miesen Lebensstil besser mit einem Bürojob finanzieren.“ Bodhi drehte das Glas in seinen Händen. „Boomer … was ist hier los? Steckt Zane in irgendwelchen Schwierigkeiten?“

Mir fiel auf, dass er ihn nicht mehr Zee, sondern Zane genannt hatte. Das erinnerte mich daran, dass Bodhi Zee schon sehr lange kannte, noch bevor er auch nur ansatzweise berühmt wurde.

„Möglicherweise“, antwortete ich, während ich ihn aufmerksam beobachtete. „Es gibt immer eine unterschwellige Bedrohung, wenn jemand so berühmt ist wie er, aber wir versuchen herauszufinden, ob eine von ihnen ernster ist als die anderen.“

„Fuck“, sagte er, lehnte sich vom Tisch zurück und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Wie kann ich helfen?“

„Hast du es Zee übel genommen, dass er seine Musikkarriere verfolgen konnte, während du es nicht konntest?“

Er runzelte die Stirn. „Nein? Weil ich das auch gekonnt hätte, wenn ich gewollt hätte. Eine befreundete Kommilitonin hatte damals eine Folkgruppe, die jede Menge Auftritte hatte. Sie bot mir an, mit ihnen zu spielen, und ich lehnte ab. Hast du schon mal von The Wandering Pines gehört?“ Er hob eine Augenbraue.

Jeder hatte schon von den Wandering Pines gehört. Sie hatten mehrere Hits herausgebracht und waren auf einigen der Festivals aufgetreten, auf denen auch Zee gespielt hatte. „Bereust du, dass du abgelehnt hast?“

Er lächelte wieder. „Nicht im Geringsten. So sehr ich meinen Job nach dem College auch gehasst habe, ich konnte dadurch in der Stadt bleiben und meiner Mom helfen, als meine Großmutter krank wurde. Ihre Herzprobleme wurden über drei Jahre hinweg immer schlimmer, sie war immer wieder im Krankenhaus und musste zu Arztterminen. Das war hart für meine Mom. Ich bin froh, dass ich helfen konnte und dass ich noch Zeit mit Nana verbringen konnte, bevor sie starb. Und ich bin so froh darüber, denn es war Nana, die mir sagte, ich solle Kip auf die Straße setzen. Eine sehr weise Frau.“

Er zwinkerte mir zu, bevor er einen weiteren Schluck Bier nahm. Die Geste hinterließ ein seltsames Gefühl in meiner Brust.

Ich ließ meine Finger über das kalte Glas gleiten, obwohl es hier draußen arschkalt war. „Wann warst du das letzte Mal in Kalifornien?“

Bodhi runzelte die Stirn. „Im Februar? Vielleicht? Lass mich mal nachsehen.“ Er holte sein Handy heraus und suchte darauf herum, bevor er wieder zu mir aufblickte. „Ich bin am 11. Februar nach San Francisco geflogen. Wir waren drei Tage dort, um zu spielen, bevor wir zu einem Auftritt nach Tahoe fuhren. Warum? Sag mir, was los ist, Boomer. Ich mache mir langsam Sorgen. Ist Zane in ernsthafter Gefahr?“

Zu meiner Überraschung reichte er mir sein Handy. Seine Kalender-App war geöffnet und ich konnte die von ihm erwähnten Auftritte sehen.

„Such ruhig nach allem, was du willst. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass du denkst, ich wäre in die Sache verwickelt, in der du gerade ermittelst, was auch immer das ist.“

Sein Handy lag in meiner Handfläche, als ich ihm in die Augen sah. „Du erlaubst mir, dein Telefon zu durchsuchen?“

Er nickte. Die aufrichtige Sorge um seinen Freund stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Natürlich. Ich habe nichts zu verbergen und ich werde alles tun, um für Zanes Sicherheit zu sorgen. Tu, was immer du tun musst. Außer … na ja …“ Er presste die Lippen zusammen und grinste mich schief an. „Vielleicht solltest du dir nicht die Bookmarks in meinem Browser ansehen, okay? Es gibt keinen Grund, sich hier in Verlegenheit zu bringen, und ich bin mir sicher, dass meine Auswahl an gewissen Seiten deine armen heterosexuellen Augäpfel an Orte schicken würde, an denen sie noch nie waren.“

Ich starrte ihn schockiert an. Wer erlaubte schon einem Fremden, sein Handy zu durchstöbern? Und warum wurde mir bei der Erwähnung von Pornoseiten plötzlich bewusst, dass meine Hose nicht richtig saß?

Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. 

Bilder von Bodhi, der Männern beim Sex zusah, von Bodhi allein in einem Hotelzimmer mit nichts als Internetpornos zur Gesellschaft, wirbelten wie buntes Hirnkonfetti durch meinen Kopf.

„Ich habe Pornos gesehen“, sagte ich dämlich.

Plötzlich fühlten sich meine Wangen an, als stünden sie in Flammen.

Bodhi hob eine Augenbraue. „Oh, wirklich? Und welche Art von Pornos magst du, Boomer? Vielleicht sollten wir Bookmarks austauschen und sehen, wer zuerst rot wird? Oh, warte, das Spiel habe ich schon gewonnen und du hast noch nicht einmal geschaut.“

„Ich muss los“, sagte ich, drückte ihm sein Handy in die Hand und sprang vom Picknicktisch auf.

„Es tut mir leid, wenn du dich wegen mir unwohl fühlst“, sagte Bodhi schnell und besorgt.

„Nein, nein. Es ist alles gut. Daran liegt es nicht.“ Es liegt daran, dass ich dich plötzlich nackt sehen will. Dich berühren will. Herausfinden will, wie es sich anfühlt, dich hart zu machen. Dich zum Kommen zu bringen. Dein verdammt süßes Lächeln zu schmecken.

Wilde Gedanken trafen mich wie Schrotkugeln, Gedanken, die ich vorher noch nie hatte, ganz zu schweigen davon, dass ich nicht wusste, was ich damit tun sollte.

Ich stolperte vom Tisch weg und in Richtung des kleinen Zauntors, das zur Straße führte.

„Boomer?“

Ich winkte mit der Hand über meine Schulter, drehte mich aber nicht um. „Danke.“

Und dann flüchtete ich in mein Hotel.

Kapitel 2

Bodhi

Ich starrte ihm verwundert hinterher.

Als ich im Pub zum ersten Mal bemerkt hatte, dass Boomer mich beobachtete, war ich schockiert gewesen. Ich wusste, dass er zu Zanes Sicherheitsteam gehörte, allerdings hatte ich ihn nicht wegen des Fotos im People Magazine erkannt, sondern weil mir der Mann bei zwei verschiedenen Veranstaltungen aufgefallen war. 

Das erste Mal war es im Januar in New York gewesen. Zane war bei einem Football-Spiel und ich hatte ihn auf dem Gang vor der Loge gesehen, aber es war Boomer, der meine Aufmerksamkeit erregte. Ich hatte gesehen, wie er in die Hocke ging und eine Giants-Cap von einem kleinen Jungen entgegennahm, der fragte, ob Zee sie für ihn signieren könne. Der große, muskulöse Bodyguard hatte herzzerreißend sanft mit dem Jungen gewirkt. Der etwas ältere Mann, der die meiste Zeit über schroff wirkte, war plötzlich total lieb geworden.

Ich hatte die Szene nur am Rande mitbekommen. Da ich mit Freunden dort war, hatte ich keine Zeit, mich mit Zane zu treffen, geschweige denn herauszufinden, wer sein heißer Bodyguard war. Aber dann hatte ich ihn im Juli auf einem Folkfestival in Newport wiedergesehen. Da war Zane nicht aufgetreten, aber er war ohne Vorankündigung aufgetaucht, um sich einige der Bands anzusehen. Seine Ankunft hatte so viel Chaos verursacht, dass einer seiner Bodyguards Zane wegbringen musste, während ein anderer zurückblieb, um sich einem übereifrigen Fan in den Weg zu stellen. Der attraktive (und verdammt einschüchternde) Bodyguard, der den Fan dazu gebracht hatte, sich kleinlaut zurückzuziehen, war derselbe süße Kerl, der dem Jungen geholfen hatte.

Boomer.

Er war der Grund, warum ich mir gleich zwei Exemplare des People Magazine gekauft hatte, als die Reportage über Zane erschienen war. Denn der sexy Bodyguard war auf einem der Fotos im Hintergrund abgebildet. Er sah irgendwie schroff und süß zugleich aus.

Da war ich also mit meiner leichten Schwärmerei für einen Fremden, und als ich genau diesen Fremden heute Abend in der Menge sah, bekam meine Fantasie einen Turboboost.

Vielleicht hatte meine Art den Typen irgendwie verschreckt. Er war definitiv hetero. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er schwulenfeindlich war, aber ich hatte versucht, nicht mit ihm zu flirten, und er war trotzdem weggerannt, als hätte ich seine Füße in Brand gesteckt.

Wirklich rundum enttäuschend.

Ich stieß einen Atemzug aus und trank den Rest meines Bieres, bevor ich wieder nach drinnen ging, meine Sachen zusammenpackte und dann in die Wohnung zurückkehrte, in der ich momentan mit meinen Bandkollegen wohnte.

Am nächsten Abend war Boomer wieder da. Er blieb nicht, um zu reden, also ging ich davon aus, dass er mich aus irgendeinem Grund observierte. Die Vorstellung, dass er dachte, ich würde Zane etwas antun wollen, machte mich sauer. Ich liebte Zane. Ich hatte noch nie einen großzügigeren Menschen getroffen. Verdammt, er hatte sogar geholfen, die Beerdigungskosten meiner Nana zu bezahlen, nachdem sie gestorben war. Ich konnte mir nicht ganz sicher sein, dass er es war, aber es gab niemanden sonst in meinem Leben, der das getan hätte, und ich kannte Zane unter bestimmten Umständen als anonymen Spender.

Als Boomer am dritten Abend wieder auftauchte, ließ ich ihn nicht einfach wegschleichen.

„Habe ich dich neulich Abend beleidigt?“, fragte ich, als ich während einer Spielpause zu ihm ging. „Wenn ja, tut es mir leid.“

Er kratzte sich die Bartstoppeln. „Nein.“

Ich atmete langsam ein, in der Hoffnung, mich davon abzuhalten, ihn anzuschnauzen. Ich wollte eine Erklärung. Ich musste wissen, warum er nach unserem ersten Treffen die Flucht ergriffen hatte. „Hast du die Informationen über Zee bekommen, die du brauchst?“

Boomer nickte. „Meine Chefin prüft das gerade.“

Ich hatte schon Felsen getroffen, die mehr redeten. Ich knirschte mit den Zähnen. „Okay. Gut.“ Ich drehte mich um, um zurück zur Bühne zu gehen, als eine warme Hand mein Handgelenk umfasste.

„Bodhi …“ Seine Stimme war leise und zögerlich. Ich drehte mich wieder zu ihm um, misstrauisch, was er sagen würde. „Ich … äh. Würdest du … könnte ich …“ Er atmete tief ein und aus, bevor er mir in die Augen sah und sein Kiefer härter wurde. „Ich würde dich gerne nach deinem Auftritt auf ein Bier einladen.“

Seine Augen waren heiß, als … als wäre er an mir interessiert. 

Aber er hatte doch gesagt, er wäre hetero? 

„Wenn es ein Entschuldigungsbier ist, spar dir die Mühe. Und wenn du hoffst, mir dann noch mehr Fragen über Zee stellen zu können, brauchst du das auch nicht. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich jederzeit gerne helfe. Dafür braucht es kein Bier.“

Er schüttelte den Kopf. „Das hat nichts damit zu tun.“

Ich legte den Kopf schief und musterte ihn, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, an dem ich meine Hoffnungen festmachen konnte. „Was ist es dann?“

Jemand schubste mich von hinten und schob mich in Boomers persönlichen Bereich. Er packte meine Hüften, um zu verhindern, dass ich auf ihn fiel. Das Gefühl seiner starken Hände auf meinem Körper ließ meine Haut prickeln. Seine Hände krampften sich zusammen, Finger gruben sich in die Seite meines Hinterns. In seinem Nacken raste der Puls und meine Augen blieben darauf fixiert, als würden sie nach Hinweisen darauf suchen, ob er sich zu mir hingezogen fühlte oder ob diese Empfindungen komplett einseitig waren.

„Hey!“, bellte er den Mann an, der mich angerempelt hatte. „Pass verdammt noch mal auf, wo du hingehst.“

Ich war ihm nahe genug, um sein Parfüm zu riechen, nahe genug, um das Bier zu riechen, das er trank. Nahe genug, um in mir den Wunsch zu wecken, mich nach vorne zu lehnen und meine Nase an seinem Kiefer entlanggleiten zu lassen.

Hinter mir murmelte jemand eine Entschuldigung und Boomer brummte eine Anerkennung.

Ich richtete mich auf und bewegte mich aus Boomers Berührung. „J-ja. Ich komme nachher zu dir und du erzählst mir … was immer du mir erzählen willst.“

Ich spürte seine Augen auf mir, als ich mich auf den Weg zurück zur Bühne machte und meinen Platz hinter dem Schlagzeug einnahm. Meine Haut fühlte sich immer noch zu eng an, weil er mir so nahe gewesen war. Warum fühlte ich mich so sehr zu einem älteren heterosexuellen Mann hingezogen? Es machte keinen Sinn. Es gab in Dublin jede Menge schöner Männer zum Abschleppen, und normalerweise hatte ich spät in der Nacht nach einem guten Gig freie Auswahl.

Aber in den vergangenen zwei Nächten hatte ich niemanden gewollt –außer meiner Fantasie mit Boomer.

Das letzte Set des Abends zog sich hin wie dicke Melasse – langsam und zäh, aber auch süß. Ich schaute immer mal wieder zu Boomer und bemerkte, dass mich seine Augen selten verließen. Als wir uns dann endlich an der Tür zum Innenhof trafen, fühlte ich mich heiß und unruhig und wünschte mir, ich wüsste, ob ich überhaupt eine Chance bei diesem Mann hätte.

Boomer reichte mir ein kaltes Bier und ich nahm einen großen Schluck.

„Ich muss wissen, wo du am neunten und elften Juni warst.“

Ich blinzelte ihn an. Er sah wütend aus, aber ich hatte den Eindruck, dass es keine Wut auf mich war. Trotzdem war die Erkenntnis, dass er nicht geblieben war, um mich besser kennenzulernen, enttäuschend.

Nachdem ich das Bier heruntergeschluckt hatte, holte ich mein Handy heraus und sah in meinem Kalender nach. „Buffalo, New York. Ich war mit dieser Gruppe unterwegs. An einem der Abende haben wir in einer Bar gespielt und am anderen auf einem Musikfestival.“

„Kannst du das beweisen?“

„Ja. Kannst du mir sagen, warum? Ist Zane etwas zugestoßen? Ist er okay?“

Boomer nickte. „Er ist okay. An diesen Tagen wurde er persönlich bedroht. Wir versuchen, jeden ausfindig zu machen, der Stress mit ihm hatte.“

„Ich habe keinen Stress mit ihm.“

Boomer seufzte. „Das sagst du.“ Ich öffnete den Mund, um ihn zu überzeugen, aber er griff nach meiner Hand. „Und ich glaube dir. Ich brauche nur den Beweis. Ich kann schlecht sagen, dass mein Bauchgefühl mir sagt, dass du aufrichtig bist.“

Ich zog meine Hand weg, um eine Nachricht an die PR-Firma der Band zu schicken und nach Fotos, Videos oder anderen Informationen von diesen Abenden zu fragen. „Ich verstehe. Ich besorge dir die Beweise.“

„Danke.“

Ich steckte das Telefon zurück in meine Jeans. „Ich muss dir danken. Dass du mir glaubst.“

Er machte ein Geräusch, das einem frustrieren Schnauben glich und sah weg. „Du, äh … Du wirkst wie ein aufrechter Kerl.“

Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. „Spricht da wieder dein Bauchgefühl?“

Seine Mundwinkel hoben sich, aber er sah mich nicht an. „Ich habe mich umgehört.“

Wir tranken ein paar Minuten lang schweigend unser Bier. Die Spannung war unglaublich intensiv und ich fragte mich zum millionsten Mal, ob ich der Einzige war, der sie spürte …

Aber natürlich war ich es. Boomer war hetero. Das hätte er nicht noch deutlicher machen können. 

Das hier hatte keinen Sinn. Ich sollte ins Bett gehen und versuchen, mich auszuruhen. Und nicht wie ein verzweifeltes Hündchen auf eine Streicheleinheit warten.

„Ist das alles, was du brauchst?“, fragte ich, trank den letzten Schluck Bier und wollte aufstehen.

Boomer blickte überrascht auf. „Du gehst?“

Ich lächelte ihn sanft an. „Ja. Andernfalls mache ich mich an dich ran und du wirst dich sehr unwohl fühlen.“

Er sprang auf und stolperte fast, als er versuchte, hinter dem Picknicktisch hervorzukommen. „Warte. Warte!“

Ich umrundete den Tisch, bis ich vor ihm stand. „Danke, dass du auf Zane aufpasst. Ich weiß, dass das dein Job ist, aber er kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.“

„Ich will dich küssen“, platzte es aus ihm heraus, bevor er die Augen zudrückte und stöhnte. „Fuck, tut mir leid. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nicht an einem älteren irgendwie Hetero interessiert – mpfh.“

Mein Gehirn setzte vor seiner Entschuldigung aus. Boomer, der heiße Bodyguard, von dem ich geträumt hatte, wollte mich küssen? Ich brauchte keine Details.

Ich presste meine Lippen auf seine, um ihn zu stoppen, und hob die Hände, um sein Gesicht zu umfassen. Boomer schmolz an mich. Seine starken Arme legten sich um meinen Rücken und zogen mich an ihn. Nach einem Moment neigte er den Kopf und ließ den Kuss tiefer werden. Seine großen Hände glitten meinen Rücken hinauf und hinunter zu meinem Hintern. Er mochte noch nie mit einem Mann zusammen gewesen sein, aber das schien ihn nicht zurückzuhalten, mich selbstbewusst zu berühren.

Wir küssten uns mehrere Minuten lang, bevor ich mich zurückzog. „Vielleicht bist du … heute Abend nicht so hetero?“, fragte ich atemlos.

„Du bist kein Experiment“, sagte er schnell. „Ich will nicht, dass du denkst, dass ich –“

„Was bin ich dann?“ Ich lächelte ihn an, neugierig auf seine Motivation, auch wenn ich mich instinktiv sicher bei ihm fühlte.

„Wunderschön. Begabt. Freundlich. Ich … ich bekomme dich einfach nicht aus meinem Kopf. Ich will nicht … Ich bin kein One-Night-Stand-Typ.“

Ich hob eine Augenbraue, woraufhin er stotterte und tiefrot wurde. Bei dem älteren, ruppigen Mann war das so ziemlich das Niedlichste, was ich je gesehen hatte.

„Ich meine, das bin ich. Ich will das. Natürlich will ich das. Du bist verdammt sexy. Ich wollte dir nur sagen, dass das nicht alles ist, was ich will.“

Ich legte meine Arme um seinen Nacken und trat näher an ihn heran. „Willst du mit zu mir nach Hause kommen? Es ist ein bisschen eng, aber ich kann meine Mitbewohner rausschmeißen.“

Boomer beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Kommst du stattdessen mit in mein Hotel?“

Ich grinste ihn an. „Klingt perfekt.“

Wir gingen auf das Tor zur Straße zu, während Boomer sein Handy herausholte, um eine Fahrt zu bestellen. Während wir warteten, griff er nach meiner Hand und spielte mit meinem kleinen Finger und meinem Ringfinger, als hätte er Angst, die ganze Hand zu beanspruchen. 

„Ich dachte, du wärst hetero“, sagte ich leise.

„Das dachte ich auch. Ich meine … meistens. Ich hatte … Gedanken. Fantasien. Ich dachte, das wäre normal. Aber ich mag hauptsächlich Frauen. Ich habe noch nie etwas mit einem Mann gemacht. Wollte es nicht unbedingt. Bis jetzt.“

Als das Auto vorfuhr, öffnete Boomer mir die Tür und ließ mich einsteigen, bevor er die Tür schloss und auf die andere Seite ging. Obwohl ich vermutete, dass es eine Gentleman-Angewohnheit war, die vom Ausgehen mit Frauen herrührte, war es nett.

Wir fuhren schweigend die paar Kilometer zum Hotel und als wir ausstiegen, überraschte mich Boomer, indem er seine Hand auf meinen unteren Rücken legte, als wir ins Hotel und zu den Aufzügen gingen.

„Bist du müde vom Spielen?“, fragte er.

„Nicht zu müde“, neckte ich.

Er lächelte. „Gut.“

„Ich habe die nächsten zwei Tage frei“, ergänzte ich.

Er blickte zu mir und sah mir in die Augen, als wir in den Aufzug stiegen. „Ich weiß.“

Kapitel 3

Boomer

Ich war nervös, aber nicht ängstlich nervös. Aufgeregt nervös.

Als ich die Tür zum Hotelzimmer öffnete und Bodhi hineinführte, fasste ich den Entschluss, ihm gegenüber völlig offen zu sein. 

„Ich habe dir über die Drohungen gegen Zane so viel erzählt, wie ich kann. Du warst ein Verdächtiger – ich meine, laut meiner Chefin bist du es eigentlich immer noch – also sollte ich das nicht tun“, begann ich. Ich machte mir ein wenig Sorgen darüber, was es für meinen Job bedeutete, dass ich hier war … und noch mehr Sorgen darüber, was es für meinen verfluchten moralischen Kompass bedeutete, dass mir der Job, den ich liebte, in diesem Moment scheißegal war.

Bodhi blickte mich überrascht an, musterte einen Moment lang mein Gesicht und nickte dann mit einem süßen Lächeln des Verstehens und Bedauerns. „Ich verstehe“, sagte er, bevor er sich zur Tür drehte.

Das tust du definitiv nicht.“ Ich packte seine Hand und wirbelte ihn herum, denn ich wollte ihn keinesfalls gehen lassen. Meine Hände kamen nach oben, um sein Gesicht zu umfassen, während ich ihn küsste. Das Wimmern, das er von sich gab, als er an mich schmolz, war genug. 

Es würde keine Reue geben.

Ich murmelte an seinen Lippen: „Ich will nicht, dass du gehst.“

Genau genommen wollte ich, dass er blieb. Unbedingt. Solange ich ihn behalten konnte. 

Das sollte mich vielleicht mehr schockieren, als es das tat. Die Anziehungskraft, die ich am ersten Abend, an dem ich ihn spielen sah, für ihn empfunden hatte, war genau genommen nicht das erste Mal, dass ich einen Mann attraktiv fand, aber er war definitiv der erste Mann, zu dem ich mich so sehr hingezogen fühlte, dass ich es nicht abtun oder ignorieren konnte. Der erste Mann, bei dem ich meine Anziehung ausleben wollte. Der erste Mann, der es mir wirklich unmöglich machte, mich auf mein „Hetero-Sein“ rückzubesinnen.

Und auch wenn das hier körperliche Anziehung war – das ganz sicher – war es auch mehr als das. Irgendetwas an Bodhi Sorrentino hatte mich von dem Moment an, als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, angesprochen. Er war warm wie die Sonne und süß wie ein Bonbon. Ein Gefühl in meinem Bauch, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte, schrie mich an, dass es dieser Mann war. Irgendwie war Bodhi wichtig. 

Ich glaubte nicht an Liebe auf den ersten Blick. Der Scheiß war etwas für Glückwunschkarten. Aber ich war früher in einigen brenzligen Situationen gewesen, vor allem als ich im Nahen Osten gedient hatte, und ich hatte gelernt, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Ich vertraute ihm auch jetzt.

Gestern Abend war ich strikt zu mir selbst gewesen und hatte versucht, eine professionelle Distanz zu wahren – etwas, das in der Vergangenheit nie ein Problem gewesen war –, aber meine Entschlossenheit, objektiv zu bleiben, bröckelte mit jeder Sekunde, die ich in seiner Gegenwart verbrachte. Heute Abend hatte ich – noch bevor er mich konfrontiert hatte – beschlossen, dass ich Bodhi nicht wieder gehen lassen konnte, ohne etwas zu unternehmen und ihn wissen zu lassen, dass ich offen für mehr war. 

Nach dem Kuss vorhin war mein Schicksal besiegelt. Ich wollte ihn so sehr, dass ich mir im Auto nicht einmal erlaubt hatte, seine Hand zu halten, weil ich Angst hatte, nicht mehr aufhören zu können, sobald ich seine nackte Haut berührte. 

Ich war ein Pulverfass … und Bodhi Sorrentino war ein Funke.

„Bist du sicher?“ Das Zögern in seiner Stimme sagte mir, dass ich jede Menge Arbeit vor mir hatte, wenn ich ihm beweisen wollte, was ich empfand. 

Zum Glück war ich bereit für diese Herausforderung.

„So verdammt sicher“, erwiderte ich leise.

Bodhi packte den Saum meines Pullis und zog ihn mir über den Kopf, bevor er das gleiche mit dem T-Shirt tat. Ich schaffte es kaum, mein Küssen lange genug zu unterbrechen, damit er mich ausziehen konnte. Meine Finger waren gierig. Sie schlichen sich unter sein T-Shirt und in seine Hose. 

Ich wollte alles von ihm spüren. Ich wollte seinen Körper erkunden und erfahren, was ihn zum Keuchen und Betteln brachte.

Meine Hände bewegten sich zur Vorderseite seiner Jeans, aber ich bekam sie nicht auf. 

„Deine Hände zittern“, sagte er, zog sich zurück und blickte stirnrunzelnd auf meine Hände.

Ich hielt sie zwischen uns. Und tatsächlich, sie zitterten, als wäre ich im Unterzucker oder so etwas, aber der Anblick brachte mich nur zum Grinsen. „Ich wollte noch nie jemanden so sehr“, gestand ich.

Sein Lächeln war so verflucht süß. „Wirklich? Warum ich?“

Ich schloss die Augen, atmete langsam ein und drückte eine Hand auf meinen Schwanz. Worte waren nicht immer meine Stärke, aber für ihn würde ich es versuchen. „Du bist so verdammt heiß. Das weißt du sicher. Die Art, wie du spielst. Mit deinem ganzen Körper. Deine Arme schwingen und dein Kopf bewegt sich im Takt der Musik. Du strahlst heller als jeder Stern am Himmel. Und du hast diese … diese magnetische Energie, die mich anzieht. Sie berührt etwas tief in mir und lässt mich gut fühlen. Manchmal schließt du die Augen und lächelst einfach. Als wäre die Musik alles. Es ist … du bist … berauschend.“

„Die Musik ist alles“, sagte er und ließ seine Hände über meine nackte Brust und meine Schultern gleiten. „Aber das hier ist auch verdammt gut.“ 

Ich streckte die Hand aus, um sein Tanktop auszuziehen. Seine Arme und Schultern waren wirklich beeindruckend. Seine Brustwarzen waren flache braune Scheiben, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Ich beugte mich hinunter, um eine von ihnen zu küssen und genoss das zischende Geräusch, das er ausstieß.

„Nicht nur das“, murmelte ich, während ich ihn zum Bett bewegte und dazu brachte, sich hinzusetzen. Ich schlüpfte schnell aus meiner Hose, während er das Gleiche tat. „Ich … Ich habe dich beobachtet. Nicht nur auf der Bühne. Du bist talentiert. Glücklich. Wenn du mich ansiehst … ist es, als würdest du mich wirklich sehen. Und das ist wirklich selten, nachdem mein ganzer Job praktisch beinhaltet, mit der Tapete zu verschmelzen, weißt du?“ Ich schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. „Das klingt dumm, aber … du bist einfach verdammt nett. Freundlich. Ich kann es in deinen Augen und deinem Lächeln sehen. An der Art, wie du über Menschen sprichst. In der Art, wie du mit mir redest. Und du bist heiß. Ja, das habe ich schon gesagt, aber es ist wahr. Und ich mochte … ich mochte, was du darüber gesagt hast, dass du für deine Mom da warst, als deine Grandma krank wurde.“

Sobald wir beide bis auf die Unterwäsche ausgezogen waren, krabbelte ich über ihn und begann, weitere Küsse auf seinen Bauch und seine Brust, seine Arme und Hände, seinen Hals und Kiefer zu verteilen. Sein Schwanz schwoll unter dem Stoff seiner Boxershorts an und ich legte eine Hand darauf, um ihn zu reiben. Es war etwas seltsam, einen anderen Mann so zu spüren, aber zu wissen, dass er wegen mir hart war, ließ mich schwindelig werden – auf eine gute Art. Auf eine wirklich verdammt gute Art.

„Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue“, räumte ich mit einem Schnauben ein und drückte und streichelte ihn. „Ich werde mich blamieren.“

Bodhi hakte seine Beine um meine und bevor ich wusste, was passierte, lag ich auf dem Rücken und Bodhi stützte sich über mir ab. „Vielleicht kann ich dir ein paar Dinge zeigen?“ 

„Fuck“, flüsterte ich atemlos. „Kann sein, dass du das schnell tun musst. Meine Eier tun schon weh, wenn ich dich nur so auf mir sehe.“

Er wanderte mit seiner Zunge an meinem Körper hinunter und begann, mir die Boxershorts auszuziehen. Mein Schwanz war hart und bereit. Sobald er seine Finger darum legte, zuckte er in seiner Hand. Und tatsächlich, die Eichel war nass, genauso wie der peinliche Fleck, den meine Lusttropfen auf der Baumwolle hinterlassen hatten.

Bodhi neigte sich zu mir und ließ seine Wange an meinem Geschlecht entlanggleiten, während er mich mit heißen Augen beobachtete.

Meine Atmung wurde schneller. „Fuck, bitte.“

Er streckte die Zunge heraus und begann, mich damit zu necken. Ich krallte meine Finger in seine Haare, während ich zusah, wie er mich leckte und saugte. 

Mein Puls donnerte in meinen Ohren und mein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Es wirkte surreal, Bodhi zwischen meinen Beinen zu sehen.

„Bodhi“, krächzte ich. „Du bringst mich zum Kommen.“

Er grinste mich an und schüttelte den Kopf. „Noch nicht.“ Dann rutschte er nach unten, rieb seine Nase an meinem Sack, ließ seine Zunge über die Innenseite meiner Oberschenkel gleiten und blies heiße Luft zwischen meine Beine.

Ich stöhnte in Richtung Decke, als er meine Beine weiter auseinanderschob. Seine Finger kitzelten meinen Damm und die Falte, wo mein Oberschenkel auf meinen Rumpf traf. Ich konnte nicht stillhalten. „Bodhi, fuck. Bitte!“

Er schob sein Gesicht zwischen meine Beine und ließ seine Zunge über meine Eier zur Haut dahinter gleiten. Die Intimität dieses Aktes gab mir das Gefühl, entblößt und verletzlich zu sein, aber irgendwie vertraute ich ihm.

Weitere bettelnde Wortfetzen entkamen meinem Mund, während ich mich fragte, ob ich nach meinem Schwanz greifen könnte, um mich zum Kommen zu bringen. Mein Körper balancierte gerade so auf der Kante zum Höhepunkt.

Er blies über mein Arschloch, wodurch ich mich instinktiv anspannte, aber gleichzeitig frage ich mich, wie es wohl wäre, ihn damit spielen zu lassen. Ich wusste sofort, dass ich das wollte, aber ich wusste auch, dass ich keinesfalls lange genug durchhalten würde, um es ihn versuchen zu lassen.

Bevor ich ihn wieder anbetteln konnte, bewegte er sich nach oben und nahm wieder meinen Schwanz in den Mund. Ich schrie vor Überraschung und Lust auf, während sich mein Rücken vor Erleichterung wölbte. Es brauchte nur zwei tiefe Schlucke, bei denen ich die nasse Hitze seiner Kehle um mich spürte, bevor mein Orgasmus über mir zusammenschlug.

Sobald ich abspritzte, zog er sich zurück und wichste mich weiter, während er sich aufsetzte und seinen Schwanz ergriff. „Genau so, Boomer, fuck. So heiß. So verdammt gut für mich.“

Irgendetwas an diesen Worten brachte meinen Körper erneut zum Erbeben. Ich wollte gut für ihn sein. Ich wollte ihm Freude bereiten und ihn befriedigen. 

Er kam mit einem Schrei und sein heißes Sperma landete auf meinem unteren Bauch und meiner Leiste. Ich beobachtete fasziniert, wie es meine Eichel benetzte und in die Haare meines Glückspfades glitt. Ich streckte die Hand aus, um es zu berühren, bevor ich meinen Finger an meine Lippen führte, um es zu kosten.

Bodhis Augen wurden heiß, als er zusah. „Verdammt.“

Ich zog ihn auf mich und küsste ihn hart und tief. Das Gefühl seines starken Körpers auf meinem, die flachen Linien und harten Muskeln, war anders, aber so verdammt gut.

Seine muskulösen Beine bewegten sich zwischen und um meine, während er es sich bequem machte. Er roch nach Bier, Schweiß und Sex. Seine starken Finger umklammerten mein Kinn und bewegten es genau dorthin, wo er es haben wollte.

Fuck, ich liebte es. Ich liebte es, zum ersten Mal von jemandem im Bett etwas härter angefasst zu werden.

„Sag mir, dass ich bleiben kann.“ Seine Worte waren rau und ein wenig heiser. Ich zog mich zurück, um ihm in die Augen zu sehen. In seinem Blick lag eine Verletzlichkeit, die mich überraschte.

„Ich wäre sauer, wenn du es nicht tun würdest.“

Bodhis Augen suchten meine. „Bereust du es?“

„Fuck, nein. Du?“

Sein schönes, strahlendes Lächeln war wieder da. „Fuck, nein. Ich will mehr.“

Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, zögerte dann aber. „Ich … brauche vielleicht ein bisschen Zeit vor der zweiten Runde.“

Er presste seine Lippen aufeinander und nickte. „Ich habe gehört, dass es hart wird, wenn man über fünfzig ist. Na ja, nicht wirklich hart …“

Ich schubste ihn zur Seite und rollte mich auf ihn. Es war klar, dass er scherzte, und das beruhigte mich. „Ich muss dir mitteilen, dass ich sechsundvierzig bin. Gerade mal.“

Bodhis Hände bewegten sich nach unten und drückten meinen Hintern. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder zu seinem üblichen fröhlichen, schelmischen Grinsen. „Ich mochte schon immer ältere Männer. Vielleicht teile ich meine Internet-Bookmarks doch mit dir, dann kannst du dich selbst davon überzeugen.“

Ich lehnte mich nach unten, um ihn erneut zu küssen. Seine Lippen waren voll und weich und so verdammt ablenkend. 

Als ich mich schließlich zurückzog, berührte er die Seite meines Gesichts. „Warum bist du letztens nicht mit der hübschen Rothaarigen nach Hause gegangen?“

Ich stieß ein Lachen aus. „Weil ein hübscherer Braunhaariger auf der Bühne war?“

Er sah mich mit zärtlicher Zuneigung an, ein Gefühl, das in mir die tiefe Hoffnung weckte, er würde mir eine Chance für mehr als eine Nacht geben. „Ich habe deine Augen auf mir gespürt, während ich gespielt habe.“

Ich ließ mich halb auf ihm nieder und stützte meinen Kopf neben seiner Schulter auf, um ihn beobachten zu können. „Ich konnte nicht aufhören, dich anzustarren.“

Wir sahen einander eine Weile an, während unsere Finger die Haut des anderen liebkosten.

„Warum bist du nicht mit jemand anderem nach Hause gegangen?“, fragte ich nach ein paar Augenblicken. „Ich habe gesehen, wie dich drei Typen angesprochen haben.“

Bodhi zog eine Fingerspitze über meinen Arm, auf und ab. „Ich habe gesehen, wie du Cassandra zu viel Trinkgeld gegeben hast, als die große Gruppe ihr zu wenig gab.“

Ich blinzelte ihn an, bis mir klar wurde, worauf er sich bezog. „Die Kellnerin? Diese Typen waren Arschlöcher. Die haben sie den ganzen Abend belästigt und dann nicht mal Trinkgeld gegeben. Arschlöcher.“

Er schnaubte leise. „Und dann habe ich gesehen, wie du dich vor die Frau geschoben hast, die gestern Abend zwischen den Sets versucht hat, Vernons Aufmerksamkeit zu bekommen.“

An die erinnerte ich mich. Die Frau war aufdringlich ohne Ende gewesen und hatte zwischen jedem Song und jedem Set versucht, die Aufmerksamkeit des Geigers zu bekommen. „Der arme Kerl musste auf die Toilette. Wenn dich jemand so belästigt hätte wie diese Frau, würde ich hoffen, dass da auch jemand dazwischengehen würde.“

„Du bist ein netter Kerl, Brant Godina“, sagte er. „Ich habe gespürt, dass du mich beobachtest, aber ich habe dich auch beobachtet.“

Ich neigte mich zu ihm, küsste ihn erneut und spürte, wie mein Schwanz bereits wieder zum Leben erwachte. Es dauerte nicht lange und ich rieb mich am Bein des armen Mannes und versuchte herauszufinden, was ich als Nächstes tun sollte.

„Fickst du mich, Boomer?“, fragte er. Sein Gesicht war errötet und seine Augen trunken vor Lust. Der Mann war verdammt atemberaubend so, halb befriedigt und halb verzweifelt vor Lust. Allein die Andeutung, dass er mich in sich haben wollte, ließ meinen Schwanz unheimlich hart werden.

„Fuck, yeah. Hast du Gleitgel? Kondom? Was brauchen wir?“

Er lachte, bevor er mich daran erinnerte, dass wir in meinem Hotelzimmer waren. 

„Scheiße“, sagte ich. „Warte. Ich habe ein Kondom. Gleitgel … fuck. Ich habe Lotion?“

Er verzog das Gesicht. „Vielleicht doch nicht die Hotellotion. Wir können morgen Gleitgel besorgen.“

Bodhis Worte stoppten mich. „Morgen?“

Er lächelte und legte die Beine um mich. Unsere Schwänze wurden aneinandergepresst, als er sich gegen mich drückte. „Ja. Morgen.“

Ich lehnte mich zu ihm hinunter und küsste ihn erneut, während ich mir vorstellte, wie fest sein Körper meinen Schwanz umklammern würde.

Als ich mich schließlich zurückzog, um tief Luft zu holen, wurde mir klar, dass es noch eine Million anderer Dinge gab, die wir bis dahin tun konnten. Ich bewegte mich an seinem Körper hinunter und hielt an, um seine Brustwarzen in den Mund zu saugen und sie mit den Zähnen zu verwöhnen.

Ich ließ mir Zeit, genoss jedes kleine Geräusch, das er von sich gab, und jeden stockenden Atemzug. Als ich dann endlich seinen Schwanz in den Mund nahm, flehte er mich an, ihn kommen zu lassen.

Je mehr er bettelte, desto länger ließ ich mir Zeit, ihn zum Kommen zu bringen. Und als dann sein heißes Sperma hinten auf meiner Zunge landete, überwältigte mich mein Orgasmus mit voller Wucht. Dieser wunderschöne Musiker hatte meine ganze Welt auf den Kopf gestellt, und ich wollte nichts mehr, als ihn glücklich zu sehen.

Und ich wusste, wir würden einen Weg finden, es ernsthaft miteinander zu probieren – trotz unserer unterschiedlichen Jobs und hektischen Reisepläne.

Denn Bodhi Sorrentino war ein wunderschöner Mann. Der hellste Stern am Himmel. Und ich wollte nichts weiter, als in seiner Umlaufbahn gefangen zu bleiben.

Epilog

Bodhi

Ich saß auf dem Rücksitz des SUV und mein Magen verkrampfte sich vor Nervosität, während meine Hand die lederne Reisetasche auf meinem Schoß fest umklammerte.

„Ich kann es immer noch nicht fassen“, gab Zane zu und warf mir vom Beifahrersitz aus ein riesiges Grinsen über die Schulter zu. „Unser Boomer. Mit einem Kerl.“

Ich blickte auf die schneebedeckten Felder, als wir über die lange Einfahrt zu dem weitläufigen Haus in der Ferne rumpelten. „Du bist dir sicher, dass es deine Freunde nicht stört, wenn ich dortbleibe?“

Zane wedelte mit der Hand. „Klar. Das Haus von Dev und Tully ist riesig. Es gibt jede Menge Platz. Ich habe dir doch erzählt, dass sie mir sogar erlaubt haben, ein provisorisches Aufnahmestudio einzurichten, damit wir diese Woche mit ein paar Sachen herumspielen können. Dann können wir herausfinden, woran du zuerst arbeiten willst.“

Ryan warf Zane einen Blick zu. „Sei lieber etwas vorsichtiger mit dem Kerl. Er sieht aus, als würde ihm das Autofahren zu schaffen machen.“

Ich schloss die Augen und verbiss mir ein Stöhnen.

Zanes Stimme wurde sanfter. „Scheiße, Bodhi. Ist das wahr? Willst du das Fenster runterlassen?“

„Mir geht’s gut. Hat nichts mit dem Auto zu tun.“

„Er ist nervös, Boomer wiederzusehen“, sagte Ryan und warf mir einen besorgten Blick im Rückspiegel zu.

Zane runzelte die Stirn. „Aber warum? Der Typ hört nicht auf, über dich zu reden. Ständig heißt es ‚Bodhi dies‘ und ‚Bodhi das‘, was für einen Typen, der nie viel gesagt hat, ziemlich lustig ist.“

Ich versuchte, tief durchzuatmen. „Es ist eine Sache, darüber zu reden, zusammen zu sein, wenn es nur eine Fantasie ist. Ich mache mir Sorgen, dass er seine Meinung ändert, wenn er hört, dass ich die Band verlassen habe.“

Zane runzelte weiterhin die Stirn, während er zu Ryan und wieder zu mir blickte. „Hätte ich es ihm nicht sagen sollen?“

Ich starrte ihn an. „Zane. Wir haben darüber gesprochen. Ich habe dich gebeten, mir zu überlassen, es ihm zu sagen.“

„Ja, vor drei Wochen, als ich dir das Angebot gemacht habe! Scheiße, Bodhi. Ich dachte, du hättest es ihm schon längst gesagt. Warum denn nicht?“

Ich starrte zum Fenster, als Ryan den Wagen zum Stehen brachte. Da ich wusste, dass Boomer hier in Majestic war, um Ryan und Zane zu besuchen, hatte es mich überrascht, ihn nicht am Flugfeld zu sehen. Er hatte zu mir gesagt, er würde mich abholen, aber es hatten nur Zane und Ryan dort gewartet.

Boomer und ich hatten uns seit sechs Wochen nicht mehr gesehen, seit er mich über Silvester in New York besucht hatte. Wir hatten vier wunderbare Tage miteinander verbracht, davon mehr als die Hälfte nackt und allein in meinem Bett und den Rest der Zeit damit, dass ich ihm eine verkürzte Tour zu meinen Lieblingsorten in der Stadt gab.

Ich hatte so sehr mit ihm darüber reden wollen, wie wir länger zusammen sein könnten, aber ich hatte nicht den Mut gehabt, es anzusprechen. Dann hatte mich Zane kontaktiert und mir einen Job in seinem neuen Aufnahmestudio angeboten, und ich hatte mich praktisch auf die Chance gestürzt. Nicht nur, dass ich endlich uneingeschränkten Zugang zu einem Spitzenstudio haben würde, um meine eigene Musik aufzunehmen, sondern ich könnte mich auch mit Zane über die geschäftliche Seite der Produktion austauschen – etwas, woran ich sehr interessiert war.

Außerdem hatte er mir angeboten, von zu Hause aus zu arbeiten, was bedeutete, dass ich nach Los Angeles ziehen könnte, um näher bei Boomer zu sein …

Falls Boomer interessiert war.

Und aus genau diesem Grund hatte ich so viel Angst vor seiner Reaktion.

„Es ist alles gut“, sagte ich, hauptsächlich zu mir selbst. „Ich bin mir sicher, dass alles gut wird.“

Ryan stieß einen übertriebenen Seufzer aus. „Dieses verfluchte Wort. Es ist ansteckend.“

Zanes Lachen schaffte es fast, mich aufzumuntern, aber dann sah ich, wie die Haustür aufging und Boomer herauskam.

Er sah umwerfend aus, gekleidet in Jeans und Schneestiefel, mit einem dunkelgrünen Pullover, einem grauen Mantel und einem braun-rot karierten Schal, den er sich unordentlich um den Hals gewickelt hatte. Er sah gestresst aus, als hätte er draußen gearbeitet und wäre gerade reingekommen.

„Fuck“, flüsterte ich.

„Es wird alles gut“, versprach Zane mit einem aufmunternden Lächeln. „Ich kenne Boomer schon länger und ich sage dir, er ist ein anderer Mensch, seit er dich getroffen hat.“

„Er ist nicht zum Flugplatz gekommen“, murmelte ich.

Ryan und Zane wechselten einen weiteren Blick. „Er musste ein wichtiges Telefonat führen. Vielleicht steigst du aus und fragst ihn danach.“

Ich öffnete die Tür und stieg aus. Die Luft war eiskalt und klar. Hinter dem Haus erhoben sich weiße Berge in den klaren blauen Himmel und das Anwesen von Dev und Tully schien sich meilenweit um uns herum auszudehnen.

Sobald Boomer mich sah, veränderte sich sein ganzes Gesicht. Der gehetzte Blick verschwand und wurde durch eine so eindeutige, allumfassende Freude ersetzt, dass meine Nervosität wie Schneeflocken im Wind verflogen.

„Du bist hier.“

Ich nickte, bevor ich meine Tasche fallen ließ und mich auf ihn stürzte. Er fing mich auf, legte seine starken Arme um meinen Rücken und ich küsste ihn, so fest ich konnte. Er roch wie er selbst, vertraut und beruhigend, aber auch verdammt sexy.

„Boomer“, murmelte ich an die Seite seines Gesichts. „Ich habe dich so sehr verdammt vermisst.“

Er bewegte seine Lippen, um meine wieder zu erwischen. „Ich dich auch, Baby. Lass mich dich ansehen.“ Er zog sich ein wenig zurück und umfasste meine Wangen. „Ich habe meinen Job gekündigt.“

Ich starrte ihn an. „Was? Wann?“

„Gerade eben. Ich hatte ein Videotelefonat mit Violet, um die Details zu besprechen, deshalb konnte ich dich nicht abholen. Wir wollten heute Morgen telefonieren, aber ihr Tag war ziemlich chaotisch.

„Was ist passiert? Warum?“

Ich konnte das Zögern in seinen Augen sehen und auch ein bisschen Angst. „Ich will nicht von dir getrennt sein. Ich dachte … ich dachte, ich könnte vielleicht einen Job in New York finden und –“

Ich gab ein unverständliches Geräusch von mir und sprang wieder in seine Arme, umklammerte ihn fest und versuchte, nicht gleichzeitig zu lachen und zu weinen. „Ich auch! Ich auch!“

Es dauerte eine Weile, bis wir uns genug beruhigt hatten, um herauszufinden, was der andere sagte. Boomer zog mich ins Haus und den Flur entlang in sein Schlafzimmer. Dann setzte er mich auf die kleine Couch und nahm meine Hände in seine. „Wir haben also beide einen Job beim Fairytale Recording Studio angenommen?“

Es war zu schön, um wahr zu sein. Ich spürte, wie meine Augen feucht wurden. „Bist du sauer?“

Er ließ meine Hände los und legte seine an meine Wangen. „Bodhi, ich liebe dich. Als Zane mir sagte, dass du für ihn arbeiten wirst, wusste ich sofort, was ich tun wollte. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du sauer auf mich sein würdest. Dass du denkst, ich würde zu schnell handeln oder dich unter Druck setzen.“

Ich schüttelte den Kopf und vertrieb die Tränen. „Ich liebe dich auch. Ich will nicht mehr von dir getrennt sein.“

Er küsste mich so zärtlich, auf die liebevolle Art, von der ich erkannt hatte, dass sie für mich und nur für mich reserviert war. „Ich werde trotzdem manchmal reisen müssen. Ich werde mit Ryan für Zanes Sicherheit zuständig sein. Auch wenn wir jetzt direkt Zane unterstellt sind – nun ja, ich zumindest. Ryan hat mit Sicherheit seine eigene … Situation … Wie auch immer, ich werde weiterhin als Teil von Zanes persönlichem Sicherheitsteam arbeiten. Aber du wirst mich immer erreichen können und du wirst immer wissen, dass ich nach Majestic zurückkomme. Zu dir.“

„Wo werden wir leben?“, fragte ich mit einem albernen Grinsen. „Dieses Haus ist der Hammer. Meinst du, wir können einfach hierbleiben?“

Boomer fing an, meine Winterkleidung von mir zu schälen. „Zane und Ryan haben schon alles geplant und die Bauarbeiten für ihr Haus und ihr Tonstudio beginnen, sobald der Boden auftaut. Das wird eine Weile dauern, also wohnen sie vorübergehend hier. Zanes Freunde haben mir ein Paar in der Stadt vorgestellt, das eine Wohnung zu vermieten hat. Ich dachte, wir könnten sie uns diese Woche ansehen? Das Café und der Lebensmittelladen sind zu Fuß zu erreichen, du kannst dir also jederzeit einen Bagel und einen Kaffee holen, wenn du willst. Es gibt auch einen Pizza-Lieferservice und chinesisches Essen.“

Ich grinste ihn an. Ein Gefühl von absoluter und vollkommener Freude ließ mich übermenschlich fühlen. „Genau wie in New York, was?“

Er lachte und begann, sich aus seiner Winterkleidung zu schälen. „Könnte hier nur prozentual gesehen mehr schwule Männer geben.“

Er hatte seinen Mantel gerade zur Seite geworfen, als ich mich auf ihn stürzte. „Glaubst du, Zane wusste von uns, als er sein Studio Fairytale nannte?“, neckte ich. 

Boomer grinste. Seine Hände wanderten bereits unter meiner Kleidung über meine Haut. „Ich vermute, er hat es vielleicht nach seinem Hit benannt … aber es passt, oder?“

Das tat es. Er passte perfekt. Und dann machte Boomer es noch perfekter. 

„Ich habe mir dich gewünscht, weißt du. Am ersten Abend, als ich dich spielen hörte. Ich hatte keine Ahnung, was das sollte, warum ich dich so sehr wollte – einen Mann, einen Verdächtigen – aber ich konnte es nicht ändern. Irgendetwas in mir erkannte etwas in dir, und die Umstände spielten keine Rolle.“ Er zog mich noch fester an sich. „Du bist für mich bestimmt, Bodhi.“

Nach mehreren Küssen musste ich kurz Luft holen, und das, was er sagte, setzte sich immer mehr tiefer in mir fest. Die seltsamen Ereignisse, die uns zusammengebracht hatten, waren nicht so wichtig wie die Liebe, die uns zusammenhielt. „Und wir werden bis ans Ende unserer Tage glücklich sein“, flüsterte ich, als er mich ins Bett zog. 

Und das waren wir auch.